Die angelsächsischen Missionen. 41 
durch förmlichen Treueid verpflichtet, alle neuen Bisthümer dem 
römischen Stuhle unterzuordnen und auch im gleichen Sinne im 
Frankenreiche zu wirken. Mit warmen Empfehlungsbriefen an Karl 
Martell und zum Bischof der schon bekehrten und noch zu bekehrenden 
Deutschen ernannt, kehrt er zurück und erhält nun den kräftigsten 
weltlichen Beistand. Von dieser Zeit beginnt die bewundernswerte 
und erfolgreiche Thätigkeit des Bonifacius (diesen Namen hatte 
Winfried entweder schon bei seinem Eintritt in das Kloster oder vom 
Papst Gregor erhalten) im Innern Deutschlands. Mit eigner Hand 
fällt er die Donnerseiche bei Geismar zum Schrecken der Heid- 
nischen Bevölkerung; Klöster und Bischofssitze bezeichnen die Spuren 
seiner Reisen. Vom Papste zum Erzbischof erhoben, hat er die kirch¬ 
lichen Verhältnisse Deutschlands geordnet. In Baiern wurden die 
Sprengel Regensburg, Passau, Freisingen, Salzburg (letzteres 
seit Karl dem Großen ein Erzbistum) neu geordnet; in Franken, 
Thüringen und Hessen die Bistümer Eichstädt, Würzburg, 
Buraburg, Erfurt und die Abtei Fulda gegründet. Endlich wurde 
er (745) zum Erzbischof in Mainz eingesetzt und diesem Bischofs- 
sitze der Primat der deutschen Kirche übertragen. Das Ende seines 
thatenreichen Lebens fand er auf einer Missionsreise im Lande der 
heidnischen Friesen (755); in der Nähe von Doccum wurde er von 755 
einem heidnischen Haufen mit einem großen Teile seines Gesolges 
erschlagen; seine Leiche wurde gerettet und in der von ihm besonders 
geliebten Abtei Fulda beigesetzt. Schon war ganz Deutschland bis 
auf einen Teil der Friesen und die Sachsen bekehrt. 
§ 9. Karl der Große (768 [771] — 814). 768- 
Pippin hatte, wie oben erzählt, sein Reich unter seine beiden 
Söhne, Karl und Karlmann, geteilt. Karl war der Aeltere; er war 
nach der gewöhnlichen Berechnung beim Tode des Vaters 26 Jahre 
alt. lieber seine und seines Bruders Jugendgeschichte ist nichts bekannt; 
nur so viel ist ersichtlich, daß zwischen den Brüdern nicht die gehörige 
Eintracht herrschte. Als Karlmann den Bruder in einem Kriege gegen 
Aquitanien nicht unterstützt hatte, drohte zwischen ihnen der Ausbruch 
eines Krieges. Doch legte ihre Mutter Bertha noch einmal den Zwist 
bei. Bald darauf starb Karlmann (771), worauf sich Karl mit 771 
leichter Mühe des ganzen Reiches bemächtigte. Die Wittwe Karlmanns 
floh mit ihren Kindern zu dem Langobardenkönig Desiderius. So 
kam Karl zur Alleinherrschaft. Mit ihm gelangte das Geschlecht 
der Karolinger und überhaupt das fränkische Reich auf den Höhepunkt 
seiner Macht. Karl hatte sich das Ziel gesetzt, alle deutschen Völker 
zu einem Reiche zu verbinden und die in seinem Reiche wohnenden 
verschiedenen Völker durch feste Gesetze zu vereinen. Dieses Streben 
führte ihn zu fast ununterbrochenen Kriegen.
	        
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