158
gegraben und dieses in Öfen geschmolzen, in Hütten gegossen und
5 verarbeitet. Eine Menge von Tiefbauzechen fördert daneben un¬
erschöpfliche Schätze zutage. Die Bevölkerung bestand daher immer
wesentlich aus Bergleuten, aus Schmieden und Gießern, und rings¬
um im Lande hatten sie zu tun.
2. Eine der alten und wohlhabenden Essener Eisenarbeiterfamilien
10 war die Familie Krupp. Friedrich Krupp, geboren im Jahre 1787,
richtete sein Augenmerk hauptsächlich auf die Herstellung von Gu߬
stahl. Dieser war schon 1770 von einem Engländer in Sheffield
erfunden worden, doch hütete man die Erfindung sorgfältig als
Geheimnis. Die deutschen Gewerbetreibenden waren daher gezwungen,
15 die aus Gußstahl verfertigten Werkzeuge zu teuern Preisen von
England zu beziehen. Als nun die Napoleonische Kontinentalsperre
den Bezug des Stahles fast unmöglich machte, gerieten die Inhaber
der kleinen Werkstätten der Stahl- und Eisenindustrie in große
Verlegenheit. Immer aufs neue bemühten sich daher Deutschlands
20 Techniker und Chemiker, hinter das Geheimnis zu kommen. Fried¬
rich Krupp suchte so lange, bis er gefunden hatte, wonach er strebte.
Zur Ausführung seines Vorhabens erwarb er sich im Jahre 1810
in Altenessen ein kleines Grundstück, auf dem sich ein durch Wasser
getriebenes kleines Hammerwerk befand. Hier besorgte er allein
25 das Umschmelzen des Stahles in kleinen Tiegeln, und bald legte er
Gußstahlfabrikate in jedermanns Hände, die den englischen mindestens
gleichkamen; ja im Herbste des Jahres 1812 konnte er die geschäft¬
liche Mitteilung versenden, daß er vom Ende des Jahres, an alle
Sorten seinen Stahles, auch Gußstahl, sowie alle Arten feiner, aus
30 Gußstahl hergestellter Werkzeuge liefere. Eine größere Fabrik er¬
stand 1818 im Westen der Stadt. Jahrelang arbeitete daselbst der
Meister mit rastlosem Fleiße, doch ohne großen Erfolg. Er lieferte
vortreffliche Waren; er behauptete nicht zu viel, wenn er sagte, daß
sie so gut wie die Sheffielder seien. Man erkannte dies auch an,
35 und die Käufer waren zufrieden. Aber das Geschäft wollte sich
doch nicht heben, sei es, daß ihm immer noch die Vorurteile ent¬
gegenstanden, die der Deutsche gern gegen die heimischen Leistungen
hegt, welche es mit den fremden aufzunehmen suchen, sei es, daß
die Verhältnisse im allgemeinen zu ungünstig für junge Unter-
40 nehmungen mit geringen Betriebsmitteln waren. Es war zum Teil