Full text: Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen

§. 26. Friedrich II. der Große. 87 
der König den Angriff. Die ermatteten Truppen konnten nicht 
mehr Stand halten und da auch, von Laudon geführt, die Oester- 
reicher mit frischer Kraft hervorbrachen, wurde Flucht und Nieder- 
läge allgemein. Der König selber suchte, an Allem verzweifelnd, 
den Tod; nur die Treue des Rittmeisters Prittwitz und seiner 
Husaren rettete ihn. Unter den tödtlich Verwundeten war auch 
der Dichter des Frühlings, Ewald von Kleist. Friedrich fand 
in einer halbzerstörten Bauernhütte ein Obdach und ein Stroh- 
lager, er küßte seinen Bruder Heinrich, klagte und wünschte zu 
sterben, denn er hielt Alles für verloren. Aber die Feinde wa- 
ren uneins und benutzten den Sieg nicht, wie sie konnten. 
Soltikow weigerte sich, weiter vorzudringen; ich habe keinen Be- 
fehl und keine Lust, den König zu vernichten, sagte er. Da zog 
Daun nach Böhmen. Die Russen gingen durch Schlesien nach 
Polen. So war Friedrich erlöst, sammelte und ordnete sein 
Heer wieder und behauptete durch seinen Bruder Sachsen, wo 
er Winterquartiere nahm. Doch nahm Daun den General Fink 
mit 15,000 Preußen bei Maxen gefangen und zog in Dres- 
den ein. 
Uz, auf den Tod von Kleist. 'Hölty, das Feuer im 
Walde. 
9. Im folgenden Jahre 1760 ging im Anfang durch 1760 
die Niederlage des tapferen Generals Fouque bei Landshut 
Schlesien verloren, aber der Sieg Friedrichs bei Liegnitz 
über Laudon gewann es ihm, bis auf Glatz, wieder. Die 
Russen waren unterdessen in Berlin eingezogen, das sie furcht- 
bar brandschatzten, aber des Königs Annäherung verscheuchte 
sie wieder. Die Oesterreicher unter Daun hielten Sachsen 
besetzt; Friedrich besiegte sie, besonders durch die Tapferkeit 
seines treuen Zieten, bei Torgau und gewann dadurch 
Sachsen wieder. Aber seine Lage wurde von Jahr zu Jahr 
schwieriger. 
Sein Heer ließ sich nicht so schnell ergänzen als es abnahm, 
und die Feinde gaben die Gefangenen nicht heraus; die gewalt- 
famen Werbungen brachten ungeübtes, zum Theil nichtsnutziges 
Volk unter die Waffen; die Kassen waren erschöpft und England 
zahlte, nachdem Pitt gestürzt worden, keine Hülfsgelder mehr. 
So schien Preußen auf die Dauer die vielen Feinde doch nicht 
bestehen zu können. Und der Anfang des Jahres 1761 brachte 1761 
aus Sachsen und Pommern und Schlesien schlimme Botschaft. 
Da starb die Kaiserin Elisabeth, ihr Neffe und Nach- 
folger Peter III., des Königs begeisterter Verehrer, machte mit 
ihm Frieden und Bündniß und schickte ihm ein Heer zu Hülfe. 
Zwar wurde Peter bald darauf ermordet und Katharina II.
	        
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