Full text: Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen

§. 33. Rom unter Kaisern. 205 
heit, die innere Wahrheit und wellüberwindende Kraft des Chri- 
stenthums, die Wiedergabe der Freiheit und Menschenwürde an 
die Unterdrückten. Die Feindschaft der Welt aber findet ihre 
Erklärung in der Herrschaft der Gewohnheit, in dem Haß der 
Priesterschaft, die ihr Ansehu und ihren Gewinn verlor, in dem 
Wahn des Volkes, das, der strengen, freudenlosen Sitte der 
Christen feind, sie als Atheisten verschrie und alles Unglück der 
3eit auf sie schob, in dem Widerstand der heidnischen Obrigkeit, 
die durch die Neuerung das Gesetz des Staates, die einheitliche 
Macht des Reiches, die Vollgewalt des Kaisers gefährdet sah. 
Bald bildete den Laien gegenüber der Klerus mit sei- 
nen Bischöfen, Presbytern, Diakonen einen abgesonderten 
Stand. Allgemeine Angelegenheiten der Kirchenzucht und der 
Kirchenlehre entschieden die Synoden. (Hierarchie.) Die klei- 
neren Gemeinden schlössen sich an die größeren der Haupt- 
städte an, an die apostolischen Kirchen von Rom, Alexandrien, 
Antiochien, Jerusalem, Ephefus, Korinth. Die Staatskirche 
seit Konstantin brachte dem Klerus und Kultus und der Lehre 
mannigfachen Gewinn, doch zeigte ihre veränderte Stellung 
auch bald ihre Gefahren und Schäden. Vielfach drang Heid- 
nifches Wesen in den christlichen Glauben und Kultus. Die 
Märtyrer- und Heiligenfeste, die Verehrung der Reliquien, 
die Anrufung der Heiligen wurde allgemein. Aus der from- 
meu Ascese ägyptischer und syrischer Einsiedler (Eremiten; 
Antonius, Pachomius, bei Antiochien Simeon Stylites, der 
Säulenheilige, bei Gaza Hilariou) entstanden im 4. Jahr¬ 
hundert Klöster, doch fand das Mönchthum zunächst vornehm- 
lich im Orient Eingang. Gelehrte Bischöfe suchten vom 2. Jahr- 
hundert an die Wahrheit der christlichen Religion gegen die 
Angriffe der Heiden zu vertheidigen (Apologeten) und den 
Wahn des heidnischen Glaubens zu erweisen. 
Solche Kirchenväter sind u. A. Irenaus von Lyon (t 202), 
Clemens von Alexandrien (f 220), Origines (+ 254), Eusebius 
von Cäsarea (+ 340), Athanasius von Alexandrien (f 373), 
Johannes Chryfostomus von Constantinopel (f407); Tertullian 
von Karthago (f 220), Cyprian von Karthago (f 258), Am« 
brosins von Mailand (f 397), Augustinus von Hippo (+ 430), 
Hieronymus (f 420).
	        
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