Full text: Die neuere Zeit (Abt. 3)

Die zweite und dritte Teilung Polens. §. 34. 91 
§. 34. 
Die zweite und dritte Teilung Polens, 1793 und 1795. 
Während Rußland im Bunde mit Österreich in einen Krieg 
mit den Türken (f. S. 79) und zugleich in einen andern mit 
Schweden verwickelt war, glaubten die Polen den günstigen Augen- 
blick benutzen zu müssen, um sich dem russischen Einflüsse zu ent¬ 
ziehen. Sie gaben sich eine neue Verfassung (1791), welche das 
Einspruchsrecht der Landboten sowie das Wahlrecht abschaffte und 
den Thron für erblich in der Familie des Kurfürsten von Sachsen 
erklärte. Kaum aber hatte Rußland mit der Pforte Frieden ge- 
schloffen, als zur Wiederherstellung der alten Verfassung russische 
Heere in Polen einrückten, denen die schwachen polnischen Truppen 
unter Josef Poniatowski und Thaddäus Kosciuszko vergebens Wider- 
stand zu leisten suchten. Damit Polen nicht eine russische Provinz 
werde, ließ Preußen, unter dem Vorwande, den polnischen Anhängern 
der französischen Revolution entgegen zu treten, ebenfalls ein Heer 
einrücken. Da beide Mächte sich bald einigten, mußte der polnische 
Reichstag im I. 1793 die zweite Teilung Polens bestätigen. 
Preußen erhielt außer den Städten Danzig und Thoru ungefähr 
das heutige Großherzogtum Posen als „Südpreußen" und gewann 
dadurch eine militärische Abrundung seiner Ostgrenze; Rußland nahm 
die westliche Hälfte von Litauen und wurde dadurch der unmittel- 
bare Nachbar Österreichs. 
Schon im Frühjahre 1794 erneuerten die Polen den Krieg 
unter Thaddäus Kosciuszko und vertrieben die Russen aus 
Warschau. Sofort führte König Friedrich Wilhelm IL selbst eine 
Armee nach Polen und besiegte den Kosciuszko, mußte aber wegen 
eines Aufstandes in Südpreußen die Belagerung von Warschau 
aufheben. Als jedoch auch zwei russische Heere in Polen einrückten, 
endete der Krieg nach Kosciuszkos Niederlage mit der blutigen Er- 
stürmung Pragas (durch Suworow) und der Übergabe von Warschau. 
Der König Stanislaus Poniatowski mußte abdanken (t im I. 1798 
zu Petersburg); Rußland, Österreich und Preußen einigten sich über 
die dritte und letzte Teilung Polens im I. 1795 dahin, daß 
Rußland die größere östliche Hälfte (den Überrest von^ Litauen und 
Kurland) nahm, die kleinere, westliche Hälfte zwischen Österreich und 
Preußen geteilt wurde. 
Österreich nannte seinen Anteil Westgalizien, Preußen den seinigen Neuost- 
Preußen und Neuschlesien.
	        
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