Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

— 4 — 
uns hier als Beispiele dienen. Bei den ungeschriebenen Quellen, 
den Überresten, sind wir meist auf Schlüsse angewiesen, um die 
Art der Zustände oder Vorgänge, von denen sie herrühren, zu 
erkennen: schriftliche Überlieferungen dagegen bezeugen eine Sache 
in ganz bestimmter Weise. Funde von römischen Waffen z.B., 
die auf deutschem Boden gemacht sind, lassen uns wohl ver¬ 
muten, daß hier einst zwischen Römern und Germanen gekämpft 
ist; als Tatsache erfahren wir dies aber erst aus den Berichten 
der alten Geschichtschreiber. 
Die Überreste der Vergangenheit reichen zurück bis in die 
graueste Vorzeit. Aus Feuerstein und Knochen, dann aus Bronze 
und erst viel später aus Eisen lernten die Menschen allmählich 
ihre Geräte, Messer, Äxte, Pfeilspitzen, Hämmer, bereiten: man 
spricht deshalb von einer vorgeschichtlichen Steinzeit, Bronze¬ 
zeit, Eisenzeit der Völker. 
Und welch ein ungeheurer Weg von da bis in unsere Tage! 
Schier zahllos sind die Baureste und Denkmäler, Bildwerke, 
Waffen, Geräte und Fundstücke jeder Art, die aus allen Zeiten 
und Ländern menschlicher Kultur uns überliefert worden. Wer 
wollte sie überschauen! In den nachfolgenden Darstellungen wird 
von solchen stummen Zeugen der Vergangenheit noch die Rede sein. 
Den Beginn der eigentlichen Geschichte rechnet man von 
dem Auftreten einer schriftlichen, wenn auch noch so einfachen 
Überlieferung an: daher das Wort: „Die Weltgeschichte beginnt 
mit den Ziegelsteinen", d. h. den mit ältesten Schriftzeichen ver¬ 
sehenen babylonischen Tontafeln, die zurückreichen bis in das 
5. Jahrtausend v. Chr. 
Die schriftlichen Zeugnisse der Geschichte sind in ältester Zeit, 
wie die Keilschriftzeichen der Babylonier, die Bilderzeichen der 
Ägypter, Inschriften zu praktischen oder religiösen Zwecken: 
nach Tausenden von Jahren erzählen sie uns von den Sorgen 
und Mühen, den staatlichen Dingen, der Götterfurcht der Menschen. 
Ungleich wichtiger als Steininschriften sind aber die eigentlichen 
Geschichtswerke. Sie bilden die H'nuptquellen unserer Kenntnis 
der Vergangenheit. Ihre Grundlage ist für die ältere Zeit der 
Völker meist die mündliche Überlieferung in Erzählung, Lied und 
Sage gewesen, deren Zuverlässigkeit natürlich nicht sehr groß ist; 
erst wo die Schriftsteller sich auf Schriftzeugnisse stützen und 
namentlich aus miterlebter Zeit berichten, gewinnen sie besonderen 
Wert. Es gehören hierher Chroniken l^eitbücker). Annalen^(Jahr¬ 
bücher), Lebensbeschreibungen, Memoiren (Erinnerungen) u. a. 
Auch Dichterwerke sind als Spiegelbilder der Zeiten und ihrer 
Kultur von Bedeutung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.