Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

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Pommern, 4000 in bet Neumark und 3000 in der Kurmark umgekommen 
waren. Die russischen Truppen hatten in 4 Scklachten sich befunden, und 
man schätzte ihren Verlust in diesem Kriege mit Einschluß der Rekruten, die 
auf dem Wege von den Grenzen Persiens und Chinas nach Deutschland ihren 
Tod fanden, auf 120 000 Mann. Die Österreicher hatten 10 Schlachten ge¬ 
liefert, sie hatten zwei Besatzungen in Schweidnitz und eine in Breslau ver¬ 
loren und schlugen ihren Verlust auf 140 000 Mann an. Tie Franzosen gaben 
den ihrigen auf 200 000, die Engländer mit ihren Verbündeten auf 160 000, 
die Schweden auf 25 000 und die Reichstruppen auf 28 000 Mann an 
Preußen hatte am meisten gelitten. Österreicher, Russen, Franzosen, 
Schweden, Reichstruppen, sogar der Herzog von Württemberg, alle hatten 
Verheerungen angerichtet. Auch hatte der Staat 125 Millionen Taler zum 
Unterhalte der Armeen und [zu] anderem Kriegsbedarf ausgegeben. Pom- 
mern, Schlesien und die Neuinark bedurften großer Summen, um wieder 
auszukommen. Andere Provinzen, wie das Klevesche, Halberstädtische, Hohen- 
steinische, bedurften gleichfalls großen Beistandes, und es mußten Anstrengungen 
gemacht und viel Fleiß angewendet werden, um sie wieder auf den Fuß zu 
bringen, auf dem sie vor dem Kriege waren, weil die meisten Felder aus 
Mangel an Saat und Vieh nicht bestellt waren, und alles, was zum Unter¬ 
halte eines Volkes dient, fehlte ebenfalls". 
Wer denkt hierbei nicht an die Schrecken des Dreißigjährigen 
Krieges! Auch in allgemeiner Hinsicht lassen sich beide Kriege mit¬ 
einander vergleichen. Beide waren europäische Kriege auf deutschem 
Boden. Im 17. Jahrhundert aber kämpft das Ausland mit gegen 
das Haus Habsburg, im 18.Jahrhundert für dasselbe; während dort 
die fremden Mächte überlegen bleiben, das Reich zu Boden werfen 
und zerstückeln, behauptet sich hier deutsche (preußische) Kraft 
siegreich gegen das Ausland. Geht im 17. Jahrhundert das Ratio- 
n a l g e s ü h l unter dem Drucke des Krieges verloren, so erhält es 
hier (bei Roßbach) die glänzendste Genugtuung, und das verkümmerte 
Geistesleben richtete seit Friedrichs d. Gr. Taten zu neuer Blüte sich 
auf; durch sie bekam insbesondere die deutsche Literatur, wie Goethe 
sagt, „den ersten wahren und höheren Lebensgehalt"^. 
Der Erfolg des gewaltigen Krieges beruhte in erster Linie auf 
Friedrichs Genie; treue Generale, wie Seydlitz, Ziethen, Prinz 
Heinrich, Herzog Ferdinand, ein tapferes Heer, ein opferwilliges 
Volk und die Zwietracht seiner Feinde hatten es glücklich unterstützt. 
Unmittelbar war der Preis des Sieges eine reiche, steuerkräftige 
Provinz von 680 qm mit 1% Millionen zum größte Teil deutscher 
Bewohner. Allgemeiner aber waren die politischen Folgen: für 
Preußen die Begründung seiner deutschen und europäischen Groß- 
1 An zeitgenössischen Gedichten auf Friedrich d. Gr. vgl. Schubart, 
,,Hymnus aus Friedrich d. Gr."; Ewald v. Kleist, ,,Ode auf die preußische 
Armee".
	        
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