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einzelnen Individuen und ihrer Taten bedenken, den außerordentlichen Charakter
der Einrichtungen, welche die Grundlage von Roms Größe bildeten, und die
Ereignisse, welche an Großartigkeit alle anderen übertreffen; alles dieses gibt
der römischen Geschichte Wichtigkeit und Dauer".
Und noch eins: Durch die Zusammenfassung der alten Welt
zu staatlicher Einheit ebnete das Römertum auch die Wege des
Christentums zu den Völkern. Mittelbar bereitete es dadurch
eine neue Epoche der Geschichte vor, die an den mächtigen
Gedanken des Weltreiches, an die Kultur und Sprache der alten
Tiberstadt vielverheißend anknüpfte: als das Römerreich selbst seine
Rolle auf der Weltbühne ausgespielt hatte und in Erschöpfung
zusammengesunken war, machte es anderen Völkern Platz, die zu
Trägern einer höheren, der christlichen Kultur berufen waren.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergeben sich als Grnnd-
lagen der weltgeschichtlichen Bedeutung des Römertums: seine
vorbildliche Auffassung von Familie, Gesetz und Verwaltung, seine
hohe politische Begabung, sein praktisches, zielbewußtes Staatsleben
und besonders der außerordentliche Einfluß seines Rechts und seiner
Sprache — ferner die fruchtbare Zusammenfassung der alten Welt
und ihrer Kultur, die fördernde Einwirkung auf die Verbreitung
des Christentums und die Erweckung einer neuen Epoche der
Geschichte.
f. 2ibersicht der älteren römischen beschichte.
Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden! Ein weiter,
weiter Weg ist es fürwahr, der von dem sagenhaften Grün-- wr o
dungsjahr der Tiberstadt bis in die Zeit führt, da die Waffen '
der Römer siegreich den Ring ihrer „Weltherrschaft" um das Mittel¬
meer schlossen.
Die angebliche K önigszeit der Sieben ist die patriarchalische
Urzeit des Römertums. Sie zeigt uns die Begründung der staat¬
lichen Verhältnisse. Der Ursprung der beiden „Stände" Pa¬
trizier und Plebejer, ferner des Senates, der religiösen
Einrichtungen und der sog. servianischen Steuerverfassung
als Grundlage für die Ordnung der allgemeinen Wehrpflicht führt
zurück in jene dunklen Tage. Sie schließen wie die athe* Rif)
ntfche Tyrannenzeit mit ber gewaltsamen Abschaffung der
Monarchie.
An die Stelle des Königtums tritt die Republik (d.h. eigentlich
öffentliches Wesen), der Freistaat. Damit beginnt die Zeit des
Aufblühens, die bis zur Unterwerfung von Italien, 266, ver¬
läuft. Bon Kampf und allmählicher Versöhnung der Stände, von