— 44 —
ergriffen Stuhlbeine, Knüppel, Äxte und erschlugen Tiberius samt
dreihundert seiner Anhänger. Seine Leiche wurde in den Tiber
geschleift (133 v. Chr.).
Nicht besser erging es dem jüngeren Gracchen, Ga jus. Auch
dieser trat zehn Jahre später als Tribun mit dem Antrage auf
Ackerverteilung hervor; weiter forderte er die Einrichtung von
Kolonien. Die Partei der Besitzenden verstand es aber, indem
sie seine Vorschläge scheinbar überbot, ihn aus der Gunst des
Volkes zu verdrängen, und das Ende war voll Schrecken: mit den
Seinen angegriffen, erlag Gajus der Übermacht, und in der Ver¬
zweiflung ließ er sich durch einen Sklaven erstechen (121).
Kornelia, die Mutter, war noch eine echte, starkmütige
Römerin: sie trauerte nicht, aber statt ihrer der gute Geist Roms.
9. Das Zeitalter Cäsars.
Literatur: Lange, Cäsar. Gütersloh. Bertelsmann, 1,20 Mark.
1. Weitere Erschütterungen Roms. Düsteres Gewölk hängt
über Italien, und schon wetterleuchtet es unheimlich in Rom:
„zimbrischer Schrecken" erfüllt die Stadt, als im Zimbern- und
Teutonenkriege (113—101), die Kunde von blutigen Nieder¬
lagen der Legionen östlich und westlich der Alpen sich verbreitet.
Kommen die Tage der Galliernot wieder?
Das ist um dieselbe Zeit, als der Konsul Marius, der
Bauernsohn aus dem Kampagnadorfe Arpinum, den Krieg gegen
den afrikanischen Wüstenhäuptling Jugurtha (112—106), beendet.
Vor dem Triumphwagen des Siegers schreitet der braune,
tückische Afrikaner dem Tode des Erdrosselns entgegen. Und dann
wird Marius der Retter Roms. Bei der Bäderstadt Aquae
Sextiae, dem heutigen südfranzösischen Aix [Aeh$], wo noch
ein römischer Triumphbogen steht, schlägt er die Teutonen 102,
bei Verc ellae am Po die Zimbern 101 aufs Haupt. Voll
Staunen schaut man in Rom die gefangenen Enakssöhne.
Der Widersacher des demokratischen Siegers ist der vornehme,
ehrgeizige Sulla; bitterer Hader trennt die beiden Männer. Eben
haben sich die Italiker nach dreijährigem furchtbaren Aufstand
das römische Bürgerrecht erkämpft (88), da flammt der erste
Bürgerkrieg zwischen den Nebenbuhlern empor (88—82);
Ströme von Aristokratenblut vergießt der alte Marius. Und in
Asien erhebt gleichzeitig der gewaltige Pontusfürst Mithridätes
Krieg gegen das verhaßte Rom (87—84). Aber Sulla ist schwert¬
gewaltiger als er; der Asiate erliegt, und nun stillt der Sieger als
Gewaltherrscher seinen Blutdurst in Rom.