Full text: Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre (Teil 7)

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nichts anderes geschmückt als durch Reinlichkeit. Auch das Schwert, mit dem 
er umgürtet war, die Bänder der Barbarensandalen und die Zügel seines 
Pferdes waren nicht, wie bei den anderen Skythen [Hunnen], mit Gold oder 
Edelsteinen oder anderen Kostbarkeiten geziert. 
Als der Abend nahte, wurden Fackeln angezündet. Attila gegenüber 
stellten sich zwei Barbaren auf und trugen Lieder vor, in denen sie seine 
Siege und kriegerischen Heldentaten besangen. Auf sie richteten nun die Teil¬ 
nehmer ihre Blicke, und die einen ergötzten sich an den Gedichten, andere 
wurden begeistert durch die Erinnerung an die Kämpfe, andere alffer, deren 
Leib von Alter entkräftet und deren Mut zu ruhen gezwungen war, brachen 
in Tränen aus. 
Nach den Gesängen trat ein geistesschwacher Skythe auf, der sonder¬ 
bare, unsinnige Reden ausstieß und dadurch alle zuin Lachen reizte; 
nach ihm der Maurusier Zerkon, und dieser versetzte durch seine Gestalt, 
Stimme, Kleider und die von ihm vorgetragenen Lieder alle in Heiterkeit 
Tenn er mengte Lateinisch, Hunnisch und Gotisch durcheinander. Alle brachen 
in ein unauslöschliches Gelächter aus, nur Attila nicht. Denn dieser blieb 
unbewegt, mit unverändertem Gesichtsausdruck, und nie sah man ihn etwas 
sagen oder tun, was Heiterkeit zeigte. Nur als der jüngste seiner Söhne, 
Ernak mit Namen, eintrat und sich neben ihn stellte, faßte er ihn an die 
Wange und richtete zärtliche Blicke auf ihn. Als ich meine Verwunderung 
anssprach, daß er auf seine übrigen Kinder weniger achte, da erzählte mir 
der neben mir sitzende Barbar, welcher Lateinisch verstand, nachdem er mich 
gebeten, nichts davon auszuplaudern: die Wahrsager hätten dem Attila 
prophezeit, sein Geschlecht werde sinken, durch diesen Sohn aber sich wieder 
erheben." 
Im Jahre 450 brach Attila mit seinen Hunnen und dienst¬ 
pflichtigen Völkern zu einem großen Heereszuge gen Westen auf. 
An der Marne, auf den katalaunischen, d.h. gotischen Feldern 
A j^1 lieferte der kaiserliche Feldherr Aetius, der „letzte Römer", 
im Verein mit Westgoten und Franken den wilden Scharen 
die letzte große Schlacht des Altertums. 
Männermordend war das Ringen der Völker; selbst in den 
Lüften läßt die Sage, wie auf dem Gemälde Kanlbachs im Ber¬ 
liner Museum dargestellt ist, die Geister der Erschlagenen den 
wilden Kampf fortsetzen. Der Westgotenkönig Theoderich I. fiel; 
aber der letzte Ansturm feiner erbitterten Reiterscharen warf den 
Hunnenkönig in seine Wagenburg zurück. In der Nacht zog 
Attila eilig davon, und die Hunnen strömten wieder ostwärts. 
Die katalaunische Völkerschlacht gehört zu den Entscheidungs¬ 
schlachten der Geschichte; das christlich-germanische Wesen des 
Abendlandes ward durch sie gerettet. Im folgenden Jahre brach 
die „Gottesgeißel" mordend und sengend in Oberitalien ein; auf 
den Laguneninseln an der Adria verschanzten sich flüchtige Scharen 
und legten den Grund zu Venedig. An einer Furt des Mincio
	        
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