(--- Ravenna-) schlacht" ergab sich Odoakar in dem belagerten
Ravenna. Aber bei einem Gastmahle stach Theoderich ihn mit
eigener Hand treulos nieder. „Wo ist Gott (der Rächer)?" klagte
der Sterbende. „Ich tue an dir, wie du es den Meinen getan!"
rief ihm Theoderich zu; doch die Blutschuld wurde er niemals los.
Ein Menschenalter, 493—526, regierte Theoderich als „König
der Goten und der Römer". Seinen Gotenkriegern, die erst bei
den Römern im „Quartier", d.h. in einem Viertel des Wohn-
raumes lagen, überwies er einen Teil des italischen Ackerlandes
als Besitz. Aber sie blieben fremd im fremden Lande; den
Gegensatz zwischen den arianischen Goten und den katholischen
Römern, ihre Trennung nach Sprache und Sitte konnte Theo¬
derich nicht überwinden. Dies verbitterte ihm den Abend seines
Lebens. In seiner Hauptstadt Ravenna, wo er sich ein noch
erhaltenes gewaltiges Grabmal — wie einst Hadrian in Rom —
erbaute, schied er aus dem Leben.
Blutiger Streit in Theoderichs Geschlecht bot dem oströmischen
Kaiser JustiniLn einen willkommenen Vorwand, das ehemals
römische Italien wiederzugewinnen. Sein tüchtiger Feldherr
Bälisar gewann in kühnem Anlaufe Neapel und Rom, bemäch¬
tigte sich Ravennas und führte den Gotenkönig als Gefangenen
fort. Aber nun regte sich die letzte Kraft des tapferen Germanen¬
volkes. Unter dem neuen, heldenhaften Heerkönige Totila zogen
die Goten siegend durch Italien. In heißer Abruzzenschlacht
erlagen sie jedoch der Kriegskunst von Belisars Nachfolger Na r f es:
auf der Flucht fand Totila den Tod. Am Fuße des rauchenden
Vesuv zog sein Nachfolger Teja mit den letzten Goten in den
letzten Kampf. Als der Held den Schild wechselte, traf ihn der
tödliche Speer; seine Krieger folgten ihm zum größten Teile in
den Tod.
Die Überlebenden aber retteten die Leiche ihres Königs:
„Gebt Raum, ihr Völker, unserm Schritt,
Wir sind die letzten Goten,
Wir tragen keine Krone mit,
Wir tragen einen Xoten V
Das war der erschütternde Untergang des edelsten unter den
Jugendvölkern der Germanen. In den Bergen Tyrols sollen
dürftige Reste sich erhalten haben; wer mit der Brennerbahn süd¬
wärts nach Italien fährt, liest unterwegs: „Station Gossensaß
(Gotensitz)."
1 Dahn, Gotenzug. Im „Kampf um Rom" hat der Dichter die beiden
letzten Gotenkönige verherrlicht.