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Bei festlichen Gelegenheiten, z. B. Hochzeiten, öffnen sich be-
sonders die Zunfthäuser zu Gelage und Tanz, und vergebens sucht
der hochweise Rat durch „Luxusordnungen" dem Aufwände zu
steuern. Ein Hauptereignis des Jahres ist das Schützenfest,
wozu oft Abordnungen aus fremden Städten erscheinen. Meist wird
mit der Armbrust nach einer Ringscheibe geschossen, Stadtpfeifer
spielen mit Zinken, Hörnern und Pauken dabei auf, und aus der
Festfreude erdröhnen weithin, wie noch heute, die eben erfundenen
kleinen Mörfer oder „Katzenköpfe".
§ 32. In einem Bürgerhause. „Die Verzierung der Zimmer",
so schildert ein Zeitgenosse, „ist äußerst einfach und prachtlos. Tep-
piche habe ich nur in zwei Häusern gesehen. Die vornehmste Beklei-
dung der Gemächer ist Getäfel mit gotischem Schnitzwerk. Aber die
braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz
macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und
die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Die Fußböden sind
nur von einfarbigen gebrannten Steinen — die der Wohnstube aber,
um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach, ohne die
mindesten Verzierungen. An den Wänden werden Denksprüche in
großen Charakteren (Buchstaben) hingeschrieben und mit bemalten
Blumenkränzen eingefaßt. Der strenge Winter macht Wärme not-
wendig; man bedient sich daher der großen (Kachel-)Ofen. Die
Wände der Wohnstuben sind nach alter Art mit zinnernen Trink-
gefäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu
aussehen müssen. Die Gerätschaften sind für die Dauer gemacht,
wenig zahlreich, viel weniger prächtig, aber oft von gutem Geschmack.
Für den täglichen Gebrauch sind in den Wohnzimmern längs der
Wand und um einen großen Tisch herum lange Bänke für die Haus-
Haltung hingestellt, wovon die oberste, für den Mann und die Frau
des Hauses bestimmt, mit Tuch ausgeschlagen ist."
„So einfach und haushälterisch die Speisen im täglichen Leben
sind, so einfach ist auch das Tischgerät. Die Löffel find durchweg von
Holz oder Horn. Von gleichem Stoff sind auch die Teller der Ge-
meinen, die der Reichen von Zinn, wenigstens die des Hausherrn
und der Hausfrau, die Schüsseln von verzinntem Kupfer, von Zinn
oder gebrannter Erde, so auch die Trinkgefäße. Glas hat man zum
täglichen Gebrauche nicht, deshalb sind die Flaschen von hartgebrann-
tem Ton, die Becher hölzern oder von Zinn."
§ 33. Die bürgerliche Bildung. Durch den Bücherdruck hat
sich der Gesichtskreis des Bürgertums außerordentlich erweitert;
die Bildung ist allgemeiner geworden. Es entstehen zahlreiche
neue Schreib- und Leseschnlen, auch für Mädchen. Die alten Latein-
schulen verlieren ihren kirchlichen Charakter. Manche Städte, be-