Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 4)

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Rückblick auf die Völkerwanderung. 
§ 39. Ergebnis. Das römische Weltreich hatte seine Rolle aus- 
gespielt und lag zertrümmert am Boden. An Stelle der Römer 
traten die Germanen in den Mittelpunkt der Geschichte. Zwar 
ging den großen germanischen Wandervölkern die nationale Selb¬ 
ständigkeit verloren; losgelöst von dem heimatlichen Boden, büßten 
sie aus ruhelosen Zügen die alten Stammeseinrichtungen ihrer Vor- 
fahren ein und zersetzten sich in der Fremde. Nur den Angel- 
s a ch s e n und den Franken ist eine, dauernde neue Staaten- 
bildung gelungen. Aber der Einfluß des Germanentums auf die 
Welt dauerte mächtig fort. 
Es trug vor allem bei zur Bildung neuer Nationen. Äer- 
manisches und römisches Wesen verschmolzen miteinander. So ent- 
wickelten sich allmählich die sogenannten romanischen Völker 
der Italiener, Franzosen, Spanier und Portugiesen. 
Ein gesunder, kräftiger Bauernstand, der dem Altertum 
verloren gegangen war, verband sich überall mit der städtischen 
Gesittung der Römer. Recht und Verfassung der Germanen drangen 
in das Römertum ein, dieses dagegen übte einen vielfältigen Einfluß 
auf Sitte, Anschauung und Sprache der Eroberer und wirkte mächtig 
auf die Umbildung ihres ganzen Lebens. 
Das wertvollste Gut aber, das die Germanen der Vermittlung 
der Römer verdankten, war das Christentum. 
§ 40. Römische Einflüsse. Wie z. B. auf wirtschaftlichem 
Gebiete die Römer Lehrmeister unserer Vorfahren wurden, zeigen 
zahlreiche lateinische Lehnwörter der deutschen Sprache. 
Aus dem „Küchen"garten, dessen „Mauern" von „Wein" be- 
rankt sind, und wo außer „Kohl", „Rettichen", „Zwiebeln" und 
anderen „Pflanzen" auch „Birnen", „Pfirsiche", „Pflaumen" und 
„Kirschen" wachsen, „Rosen" und „Lilien" blühen, treten wir in das 
Hans. Vom „Fenster" des „Familien"zimmers aus erblicken wir 
einen mit „Ziegeln" gedeckten „Turm". An einem „Tische" oder 
einer „Tafel" „schreiben" wir jetzt mit „Tinte", die wir aus dem 
Wand„schrein" holen, auf einem Bogen „Papier" einen „Brief" und 
verschließen ihn mit einem „Siegel". 
Dann treten wir durch die von „Pfeilern" gebildete „Pforte" 
auf die „Straße". Sie ist .^gepflastert" und wird abends von „La- 
Lernen" erhellt. „Personen" aller „Klassen", unter ihnen viele 
„Damen", gehen hier „spazieren". An der „Regierung", dem „Zoll"- 
amt, dem „Spital" und „Fabriken" vorbei kommen wir zum „Markte"; 
„Ulmen" beschatten ihn. Dort geben wir den Brief in der „Post" ab.
	        
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