Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Teil 4)

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8. Die in den Cylindern hin- und hergeschobenen Kolben setzen durch 
die mit den Kolbenstangen gelenkartig verbundenen Triebstangen die 
Triebräder in Bewegung. Den Gang derselben vor- oder rückwärts zu 
lenken, ihn zu beschleunigen oder zu hemmen liegt in der Hand des Führers, 
der mittelst des Steuerungshebels das ganze Getriebe regeln muß. 
Wie viel Arbeit, Sorge und Verantwortung hat dieser Mann! Eine ein¬ 
zige Nachläßigkeit, ein einziger Mißgriff — wie viele Menschenleben und 
Güter kann er ins Verderben führen! Er muß die Augen immer offen 
haben und bald nach dem Stand des Feuers bald nach dem des Wassers, 
bald nach der Dichtigkeit des Dampfes, bald auf den Weg vor ihm bald 
auf den Wagenzug hinter ihm sehen. Die Zeichen bei der Abfahrt und 
Anfahrt sowie die Nothzeichen gibt er mit der Dampfpfeife. Diese 
besteht in einer kleinen metallenen Glocke, an deren Rand der Dampf, 
der aus dem Dom gelassen wird, anstreift, wie wenn Kinder mit hohlen 
Schlüsseln pfeifen. Wenn Eis oder Thau und Regen die Schienen glatt 
machen, so daß das Anhaften und Anstemmen der Räder unmöglich wird 
und letztere sich auf der Stelle herumdrehen müßten, ohne weiter zu kommen, so 
wird von dem auf dem Dampfkessel aufgesetzten blechernen Sandkasten durch 
Röhren trockener Sand auf die Schienen gerade vor die Triebräder geleitet. 
9. Ein Dampfwagen kostet heutzutage 60 000 Mark. Und was mag 
seine Unterhaltung kosten? Nur zu dem täglichen Blankputzen aller seiner 
Theile braucht man im Jahre gegen 1200 Pfund Abwerg. Jede Loko¬ 
motive bedarf nach jeder Fahrt kleinere oder größere Wiederherstellungen, 
und wäre nur diese oder jene Schraube wieder anzuziehen. Nach einigen 
Wochen sind schon größere Ausbesserungen nöthig, und nach 12—18 Mo¬ 
naten ist die Maschine so abgearbeitet und krank, daß sie ins Spital d. h. 
in die Hauptreparatur-Werkstätte gebracht werden muß. Nach 12 —18 
Jahren steht auch die stärkste und beste Lokomotive entweder beim alten 
Eisen, oder sie ist infolge der fortgesetzten Reparaturen nach und nach Stück 
um Stück so ganz neu geworden, daß von den ursprünglichen Theilen auch 
nicht ein Nagel mehr übrig ist. So lehrt auch der eiserne Dampfwagen 
die Vergänglichkeit alles Irdischen. Und was ist gegen den Riesen von 
Stahl und Eisen der gebrechliche Mensch, der so sicher dahinsährt! 
77, 3. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. 
Joh. 14, 6. 
(§-m Christ, der diesen Weg kennt und schon angefangen hat, darauf 
zu gehen, soll und darf nicht zweifeln und zagen wie jene, die nicht an 
Christum glauben und den Reim führen:
	        
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