82 IV. Habsburger und Luxemburger.
Geleitsbrief ausgestellt hatte, wurde er wenige Tage nach seiner Ankunft
ins Gefängnis geworfen. Zuerst hoffte man, ihn zum Widerruf bestimmen
zu können; da er aber fest blieb, beschied man ihn vor das Gericht des
^nzlls^Hns wurde schließlich aus der Kirche ausgestoßen, seiner Priester-
uchen Würde entkleidet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein
^ahr später folgte ihm sein Freund Hieronymus in den Tod.
Angriffe der Slawen gegen die Deutschen.
Hatten sich die Deutscheu bisher auf Kosten der Slawen nach
Osten ausgedehnt, so wiesen diese jetzt nicht nur die Angriffe zurück, sondern
eroberten große germanisierte Gebiete zurück.
Die stärksten Gegner waren die Polen und die hnssitiscken
Tschechen.
1410 Niederlage des Deutschen Ordens bei Tannenbera.
1419—1436 Die Hussitenkriege.
1466 3m zweiten Thorner Frieden tritt der Deutsche Orden westvreußeil
und Lrrneland an polen ab.
. u § 831 bei Tannenberg, 1410. Im 14. Jahrhundert
hatte der Deutsche Orden in Preußen (vgl. § 72) unter dem Hochmeister
von Kmprode (1370) seine glänzendste Zeit. Herrliche Städte
blühten m seinem Gebiete auf; Dauzig wurde mit Venedia veralichen. Auf
der fruchtbaren Erde im Delta der Weichsel saßen wohlhabende Bauern;
auch war em deutscher Adel im Lande entstanden, der sich des Besitzes aus-
gedehnter Güter erfreute. Der Orden hatte das Land in Komtnreien ein-
geteilt; jeder Komtur regierte mit zwölf Brüdern das ihm untergebene
®e6l.et, Nirgends gab es einen Herrschersitz im ganzen Norden Europas,
der sich an Große und Pracht mit dem des Hochmeisters auf der Marien-
bürg vergleichen konnte.
Aber allmählich ließ die strenge Zucht im Orden nach. Die Ritter
verwilderten und wnrdeu wegen ihres übermütigen Betragens und ihrer
Sinnlosigkeit mt eigenen Lande gehaßt. Als überdies im Jahre 1400
ber Großfürst von Litauen, Ladislaus Jagiello, sich mit der Erbin
des Königreichs Polen vermählte und mit seinem ganzen Volke zum
Christentum ubertrat, hörte der Orden ganz auf, dem Berufe, dem
er seine Entstehung verdankte, dem Kamps gegen die Heiden, weiterzuleben.
Uber die Feindschaft gegen die Polen bestand weiter, und bald kam es
zum offenen Kriege zwischen dem König und den Rittern. Bei Tannen-
b erg wurde das stattliche Heer des Ordens unter Ulrich von Jnnainaen
von Ladislaus, der neben Polen und Litauern Böhmen, Russen und
^atareu heranführte, vollständig geschlagen. Schlimmer als die Nieder-
läge selbst waren ihre Folgen. Feige wurden die Ordensburgen über-
geben, der JCbel zog dem siegreichen König entgegen, die Städte öffneten
ihm bereitwillig die Tore, einzelne Ritter rafften an Schätzen zusammen,
was sie bekommen konnten, und flüchteten damit ins Reich.