Full text: Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters (Teil 1)

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Deutsche Geschichte. 
ihre höchste Macht erreichten und am stolzesten dastanden. Damals wurde 
schwäbische der schwäbische Städtebund gegründet, dessen Mittelpunkt Ulm war. 
Städtebund. hatte den Zweck, die Sicherheit und Freiheit seiner Mitglieder, zugleich 
Handel und Verkehr zu schirmen; seine schlimmsten Feinde waren einer- 
seits der wilde und kriegerische Graf von Württemberg, Eberhard der 
Greiner (d. h. der Zänker) oder der Rauschebart, der so manche schwä- 
bische Stadt gern zu einer württembergischen Landstadt gemacht hätte, 
andrerseits die Ritter, die alten Gegner städtischen Wesens, die sich 
damals in Schwaben und am Rhein ebenfalls zu Bündnissen zusammen- 
taten, zu dem Löwenbunde, dem Bunde der Martinsvögel, der Schlegler u. a. 
Da gelang es den Städten, bei Reutlingen im Jahre 1377 dem Sohne 
Eberhards, Ulrich, eine schwere Niederlage beizubringen. Auch ein 
rheinischer Städtebund entstand jetzt wieder, wie im dreizehnten Jahr- 
hundert; wohl siebzig süddeutsche Städte gehörten den beiden Vereinigungen 
an, und ihre Staatsmänner hingen kühnen Gedanken städtischer Freiheit 
und Selbständigkeit nach. Da trat ein Umschlag ein. Ein städtisches 
Heer, das im Jahre 1388 plündernd in Württemberg eingefallen war, 
wurde bei dem Dorfe Döffingen durch Eberhard völlig besiegt; damals 
fiel Ulrich, tapfer kämpfend. Die Folge war ein allmählicher Niedergang 
der städtischen Macht in Süddeutschland. 
Die Hause. Länger als die Macht des schwäbischen Städtebundes dauerte die 
Gewalt der Hanse. Im dreizehnten Jahrhundert waren Bündnisse 
zwischen einzelnen niederdeutschen Städten geschlossen worden, durch deren 
Vereinigung allmählich ein gewaltiger Bund entstand, der zur Zeit seiner 
Blüte mehr als achtzig Städte umfaßte. Ihm gehörten z. B. im Westen 
Cöln, Brügge, Soest, Dortmund, sodann Braunschweig, Halle, Bremen, 
Hamburg, Lübeck, Berlin-Kölln, Stralsund, im Osten endlich Danzig, 
Thorn, Königsberg an. Aber auch die Stadt Wisby auf der Insel Got- 
land, einst ein reicher Ort, dessen Kirchen heute als malerische Ruinen 
dastehen, ferner Riga und andere livländische Städte waren Glieder des 
Bundes. Der Hauptort war Lübeck, damals die erste Handelsstadt Nord- 
deutschlands, der wichtigste Hafen der Ostsee; hier fanden für gewöhnlich 
die Tagfahrten der Hanse statt. Ihr Zweck war, im Inland und Aus- 
land den Handel zu schützen. Darum hatten die Städte Kriegsschiffe, 
mit denen sie rechtlose und feindselige Handlungen fremder Fürsten straften; 
sie erwarben Handelsvorrechte bei den Völkern des Nordens; sie gründeten 
Niederlassungen deutscher Kaufleute in der Fremde, so in der russischen 
großen Handelsstadt Nowgorod, wo ihnen der „Petershof" gehörte, in 
Bergen, wo die Hafenstraße noch heute den Namen „Deutsche Brücke"
	        
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