Full text: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Teil 2)

Die Umwandlung im geistigen Leben. 
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konnten sie daran denken, anstatt von Fall zu Fall Landsknechte in ihren 
Dienst zu nehmen, sich ein „stehendes Heer" zu schaffen. 
Noch eine zweite Neuerung im Kriegswesen trat damals ein: der 
zunehmende Gebrauch des Schießpulvers. Das Schießpulver war in 
China schon zur Zeit des Altertums bekannt gewesen, und seine Kenntnis 
ist wohl von da aus nach dem Abendlande gekommen, wo es bereits zu 
Anfang des vierzehnten Jahrhunderts zum Schleudern von Geschossen ver- 
wandt wurde. Die Überlieferung schreibt fälschlich seine Erfindung einem 
Mönche, namens Berthold Schwarz zu. Aber zunächst führte der Gebrauch 
des Pulvers nur im Belagerungswesen zu einer großen Wandlung. 
Bisher hatte man bei der Belagerung keine anderen Angriffsmittel gehabt 
als das Altertum: Sturmböcke, bewegliche Türme, Schutzdächer, Schleuder- 
Maschinen; jetzt wurde es möglich, starke Steinmauern durch Beschießung 
in Trümmer zu legen. Anders stand es beim Fußvolk. Die Lands- 
knechte waren, wie oben erwähnt, nur zum kleinen Teile mit Gewehren 
bewaffnet, und diese waren noch sehr schwerfällig und unbehilflich; auch 
brauchte man zum Laden viel Zeit. Noch lange war es Brauch, die 
Musketen zum Schießen auf eine „Gabel" zu legen; erst im Laufe des 
siebzehnten Jahrhunderts wurden die Gewehre leichter und ihr Gebrauch 
bei der Infanterie allgemein. 
Die Veränderung, die im Heerwesen vor sich ging, wirkte auf das 
staatliche Leben zurück. Die Söldnerheere, welche die Landesherren in 
ihren Dienst nahmen, dienten ihnen nicht nur zum Kampf gegen äußere 
Feinde, sondern auch dazu, im eigenen Lande eine unbedingte und un- 
umschränkte Fürstenmacht zu begründen. Bisher hatten Adel und 
Städte sich vielfach großer Selbständigkeit und Unabhängigkeit erfreut; 
jetzt wurden viele ritterliche Burgen gebrochen und trotzige Städte zum 
Gehorsam zurückgeführt. Die Staatsform, welche in den nächsten Jahr- 
Hunderten in den meisten Ländern Europas, ganz besonders in Frankreich, 
zur Herrschaft gelangte, war der Absolutismus: kein anderer Wille ^ismus^° 
hatte neben dem fürstlichen Geltung. In Deutschland, wo die Fürsten der 
Einzelstaaten bereits die Landeshoheit erworben hatten, konnte der Kaiser 
die frühere Macht nicht wiedergewinnen; hier haben die Fürsten durch Be- 
zwingung ihrer Stände ihre absolute Gewalt begründet und einheitliche 
Staaten geschaffen. 
Die Umwandlung im geistigen Leben. 
§ 6> Humanismus und Renaissance in Italien. Schon im vier- Humanis- 
zehnten Jahrhundert hatte man in Italien wieder begonnen, mit Eifer die
	        
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