— 89 —
— „Eure von Gott untergebenen Unterthanenmüßt ihroh neAnsehung der Religion
als "ein rechter Landesvater lieben." — „Die liebe Justiz laßt euch in allen euren Landen
höchlich befohlen sein, und sehet dahin, daß sowohl denArmenalsReichenohne
Ansehen der Person Recht verschafft werde." — „Nehmt euch wohl in acht, daß ihr
nicht gar zu weitläufigen Hofstaat haltet, sondern zieht denselben nach Gelegenheit der
Zeit ein, und reguliert allemal die Ausgabe nach den Einkünften!"
6. „Das Zeitalter Ludwigs XIV." Die Fülle seiner Königsmacht und Königs-
Herrlichkeit zeigte Ludwig in der Staatsverwaltung und in der glänzenden Hofhaltung.
Das Hofleben,'die Etikette, die Feste und Bauten in Versailles galten den übrigen Höfen
Europas als Muster. Von da begann namentlich auch in Deutschland die Nachahmung
französischer Sitte, die Bevorzugung der französischen Sprache und Litteratur. Denn
das Zeitalter Ludwigs XIV. war auch die goldene Zeit der französischen
Litteratur. Es wirkten zu gleicher Zeit die Tragödiendichter Cor n ei lle und Racine,
der Komödiendichter Molibre, der Fabeldichter Lafontaine, der fromme Bischof
Fene lo n (Verfasser des Telemaque) u. a.
§ 50.
England.
1. Die beiden ersten Stuarts 1603—1649.
Das Haus Stuart, welches nach Elisabeths Tod 1603 den englischen
Thron bestieg, regierte unglücklich, da sein Streben nach unumschränkter Macht
und später seine Hinneigung zur katholischen Kirche es in Widerspruch mit dem
englischen Volke brachte. England sank unter ihm von der Stufe wieder herab,
die es unter Elisabeth erstiegen hatte. Nach langem Zwiespalt und Kampf unter-
lagen die Stuarts den Freiheitsbestrebungen der Nation, deren Macht rasch wieder
einen großen Aufschwung nahm. — Der erste stuartische König war
Jakob I. (1603—1625), Sohn der Maria Stuart und Nachkomme Hein-
richs VIL, bisher als Jakob VI. König von Schottland, das nun mit England
vereinigt wurde. Des Königs Willkür erzeugte große Unzufriedenheit im Lande.
Pulververschwörung (1605).
Karl I. (1625—1649), der Sohn Jakobs, behielt den verhaßten Günst¬
ling seines Vaters, den Herzog von Buckingham, als Ratgeber bei und reizte
durch Verletzung des Steuerbewilligungsrechts das englische Parlament, durch
Einführung der bischöflichen Kirchenverfassung und einer neuen Liturgie die (pres-
byterianischen) Schotten gegen sich auf. Im Kriege gegen das Heer des langen
Parlaments von Oliver Cromwell (bei Nasebv 1645) besiegt. floh er zu den
Schotten, wurde aber von diesen an das Parlament ausgeliefert. Das Rumpf-
Parlament verurteilte darauf den König zum Tode und ließ ihn als „Tyrannen"
hinrichten (30. Jan. 1649).
2. England als Republik 1649—1660.
Nach Karls Hinrichtung wurde das Königtum abgeschafft und England in
eine Republik verwandelt. Cromwell schlug die Schotten, welche Karls I.
Sohn als König anerkannten, in mehreren Schlachten, nötigte den Prinzen zur
Flucht nach Frankreich und ließ sich dann, nachdem er das Parlament wiederholt
aufgelöst hatte, von seinen Offizieren zum Protektor der Republik (1653