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Deutsche Geschichte.
wurde das evangelische Bekenntnis in der Tat auf das schwerste geschädigt,
zugleich erlitten diejenigen protestantischen Fürstenhäuser, welche geistliche
Güter eingezogen hatten oder deren Prinzen zu Administratoren säkulari-
sierter Bistümer gewählt zu werden pflegten, eine starke Schmälerung
ihres Besitzstandes.
Indessen war die Mißstimmung über Wallensteins eigenmächtiges
und rücksichtsloses Verhalten und die Besorgnis vor dem ungeheuren Auf-
schwung der kaiserlichen Macht immer mehr gewachsen und insbesondere
auch bei den katholischen Fürsten weit verbreitet. Man warf dem Feld-
Herrn vor, daß er in katholischen Gebieten ebenso gewalttätig verfahre wie
in evangelischen, daß er viele protestantische Obersten habe, daß er über-
Haupt nicht für die Religion, sondern für das Kaisertum Krieg führe.
In der Tat war Wallenstein ein Gegner des Restitutionsedikts; sein Ziel
msetzung^ war, von seinem persönlichen ehrgeizigen Streben abgesehen, die „kaiser-
163°" liehe Majestät" zu erhöhen, die „fürstliche Libertät" nach Kräften einzu¬
schränken. An die Spitze der Unzufriedenen trat Maximilian von
Bayern; und auf einem Kurfürstentage zu Regensburg mußte
Ferdinand die Absetzung seines Feldherrn zugestehen. Tilly erhielt den
Oberbefehl über die kaiserliche und ligistische Armee. Wallenstein hörte
die Abgesandten, die ihm seine Absetzung mitteilten, ruhig an; er habe
es, sagte er, längst in den Sternen gelesen, daß der Geist des bayrischen
Kurfürsten den des Kaisers regiere. Er verließ das Heer und begab sich
aus seine Güter in Böhmen, wo er in königlicher Pracht Hof hielt.
Der Siegeszug Gustav Avolfs.
Gustav Adolf. § 43» Gustav Adolf bis zur Schlacht bei Breitellfeld. In den-
selben Tagen, in denen zu Regensburg Wallensteins Absetzung beschlossen
wurde, landete an der Nordwestküste der Insel Usedom Gustav Adolf,
König von Schweden. Er war der Enkel Gustav Wasas, unter dessen
Führung sich das schwedische Volk von der Verbindung mit Dänemark
losgemacht und der in Schweden die Reformation eingeführt hatte. Er
hatte sich zu dem deutschen Kriege vornehmlich aus zwei Gründen ent-
schlössen: erstens, weil er die Machterweiterung des Hauses Habsburg
fürchtete, das jetzt schon nach der Ostsee die Hände ausstreckte, die
Schwedens Könige zu einem schwedischen Meere zu machen wünschten;
andrerseits, weil er dem evangelischen Glauben zu Hilfe kommen wollte,
der durch die Siege der katholischen Waffen auf das äußerste bedroht war.
Denn Gustav Adolf war nicht nur ein weitsehender, klarblickender Staats-
mann und furchtloser, kriegsgeübter Feldherr, er war auch ein von seinem