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Deutsche Geschichte.
Werbung Die gemeinen Soldatm waren auch jetzt noch zum großen Teil ge-
Aushebung, wordene Leute, vielfach Ausländer; die preußischen Werber, die ihre
Werbeplätze an vielen Orten im Reich hatten, waren berüchtigt durch ihre
Verschlagenheit und Dreistigkeit. Indessen hat dieser König znm ersten Male
den Grundsatz aufgestellt, daß die jungen Leute unter seinen Untertanen
„schuldig und verpflichtet seien, ihm mit Gut und Blut zu dienen". Freilich
lastete die Wehrpflicht fast allein auf den Bauern; die Städter waren zumeist
davon befreit, damit sie ihrem Gewerbe nachgehen könnten.
Manneszucht Das Heer stand unter einer scharfen, ja grausamen Manns zu cht.
Ausbildung, ^rnnal die Desertion wurde auf das härteste, durch Spießrutenlaufen oder
den Tod, bestraft; und doch kam sie häufig vor, da die Soldaten ja zum
großen Teil nicht aus dem Lande stammten und kein Vaterlandsgefühl
empfinden konnten. Die Ausbildung der Leute war vorzüglich. Hier
stand Fürst Leopold von Dessau dem König als treuer und gleich:
gesinnter Helfer zur Seite; er führte den Gleichschritt und den eisernen
Ladestock ein, der ein möglichst schnelles Feuern ermöglichte. In unbedingtem
Gehorsam, mit der größten Genauigkeit machten die preußischen Regimenter
ihre Übungen; bald sollten sie, was sie auf dem Paradefelde gelernt hatten,
auf dem Schlachtfelde bewähren.
§ 72. Friedrich Wilhelms Landesverwaltung und Volkswirtschaft-
liche Fürsorge. Nicht geringer sind die Verdienste'Friedrich Wilhelms I.
Absoiutis- um die Landesverwaltung. Davon zunächst war keine Rede, daß sich die
Stände seinen Anordnungen nicht gefügt hätten. Er war ein absoluter
Herrscher, dein sie „Ordre parieren" mußten; auf eine Eingabe der ost-
preußischen Stände schrieb er: „Ich stabilere die souverainetä wie einen
rocher von Bronse". In seiner selbstherrlichen Art ging er sehr weit;
er Hielt es z. B. für sein Recht, gerichtliche Urteile umzustoßen, nicht nur,
um sie zu mildern, sondern auch, um sie zu verschärfen.
tjermaitung. ®on 9rofcer Bedeutung war es, daß er die Verwaltung einheitlich
zusammenfaßte; an ihre Spitze stellte er das Generaldirektorium,
das etwa die Befugnisse der heutigen Ministerien des Innern und der Finanzen
vereinigte und dessen Präsident er selbst war. Dem Generaldirektor^
wurden die Kriegs- und Domänenkammern unterstellt, welche an
der Spitze der einzelnen Landesteile standen. Von den Beamten forderte er,
daß sie ihre ganze Kraft seinem Dienste widmeten; „die Seligkeit ist für
Gott", schrieb er, „aber alles andere muß mein sein". Bis ins einzelne wurde
ihre Amtsführung geprüft; insbesondere mußte auf das genaueste Rechnung
gelegt werden. So Hat derselbe König, der das preußische Heer schuf und