Full text: Geschichte des deutschen Volkes

Das römische Kaiserreich i. Croberungskampfe gegen ö. Stämme ö. Germanen. §§ 9—10. H 
Ufipeter (§ 7), gehorchten Rom. Aber darüber hinaus nach Osten hin 
saßen freie Germanen. Längs der Meeresküste hausten von der Mündung 
des Rheins bis zur Mündung der Ems die Friesen, weiterhin östlich von 
der Ems bis zur Elbe die Chauken, starke und gerechte Männer, riefen- 
hafte Gestalten, wie Tacitus sie schildert, endlich südlich von ihnen, in dem 
Flachlande an der mittleren Weser, die Angrivarier. In der Tiefebene 
zwischen der Lippe und dem Oberlauf der Ems wohnten die Brukterer, 
und nordöstlich von ihnen, im heutigen Münsterlande, die Marser; südlich 
von ihnen, vom Quellgebiet der Ruhr, Sieg und Eder bis zum Rhein hm, 
die Sugambrer. Östlich von diesen, im heutigen Hessenlande, saßen die 
trotzigen, kriegserfahrenen Chatten, südlich von ihnen bis zum Rheingau 
Reste der Sueben Ariovists, während nördlich von den Chatten, von der 
Weser bis östlich vom Harz, die Cherusker, damals der kräftigste Stamm, 
ihre Wohnsitze hatten. Von diesen südlich, östlich von den Chatten, über 
den Thüringer Wald bis zur Donau hin, wohnten die Hermunduren, die 
bald mit den Römern in ein nachbarlich freundliches Verhältnis traten. 
Einen gemeinsamen Namen für diese Stämme kannte man im Volke nicht. 
Daß trotzdem ein Gefühl der Zusammengehörigkeit da war, beweist die alte 
Stammessage, die uns Tacitus bewahrt hat, wonach alle diese Stämme sich 
ableiteten von den drei Söhnen des „Mannus, des Sohnes des erdgeborenen 
Tuisco" und sich danach gliederten in die wohl Kultgemeinschaften darstellenden 
Gruppen der Jngväonen, d. h. Völker am Meer (im wesentlichen die 
späteren Sachsen), Jstväonen, d. h. Völker am Rhein (später Franken), 
Herminonen, d. h. Völker des Binnenlandes (später Thüringer). 
Dies waren die ansässigen Stämme der Germanen. Sie unterscheiden 
sich ziemlich scharf von den unsteteren, weiter östlich wohnenden Sueben/) 
Unter dieser waren die Langobarden, noch westlich der unteren Elbe 
(vgl. Bardengau und den Flecken Bardowiek), durch ihre Kühnheit, die 
Semnonen, um Havel und Spree, durch Macht und Größe berühmt. 
Längs den Küsten des suebischen Meeres (der Ostsee) wohnten im heutigen 
Mecklenburg die V ariner, jenseits der Oder die Rug ier und weiter hinaus 
um die Weichselmündungen die Guttonen. Das weiter südlich gelegene 
Land um Warte und Netze hatten die Burgundionen inne. — Von den 
der Donau nahe wohnenden suebischenVölkern ward das der Markomannen 
das wichtigste. Es war unter seinem Herzog Marobod aus der Main- 
gegend in das (keltische) Bojerland, Böhmen, eingezogen, hatte es unter- 
worfen und ließ sich nun von Marobod eine Königsherrschaft gefallen, die 
ganz dem römischen Muster nachgebildet war. — Im Flußgebiet der oberen 
Oder und Weichsel, bis dahin, wo ans Gebiet der Germanen das der Sar- 
maten stieß, saßen zahlreiche kleinere Völkerschaften, wie die Silinger 
u.a.m.; im heutigen Mähren, bis nach Ungarn hinein, wohnten die Qua den, 
noch weiter nach Osten bis gegen die untere Donau hin die Bastarner, die 
schon im 2. Jahrhundert v. Chr. als Söldner im Heere des macedonischen 
Königs Perseus genannt werden. 
§ 10. Die Römer waren zu sehr gewöhnt, die Völker nur kennen 
*) Unsere Kenntnis ist hier sehr unsicher. So hat der Name der Sueben, die wir zu 
Casars Zeit im westlichen Deutschland fanden, später verschiedene Bedeutungen. Bald ist er 
ein Sammelname für die germanischen Völker des Ostens und Nordens, bald die Bezeichnung 
für einige mit einander verbundene Stämme im Elbegebiet, zu denen besonders die oben er- 
wähnten Langobarden und Semnonen, vielleicht auch die westlichen Hermunduren gehören.
	        
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