Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen

§§ 229—231. Friedrich 6. Große. ((Ende 6. 7 jähr. Krieges. Teilung Polens). 
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Fuß breit seines Gebietes verloren. Er verdankte den endlichen 
Sieg zunächst sich und seinem Heere, der Treue seines Volkes, dem 
Pflichtgefühle seiner Beamten, vor allem aber der Vorsehung, die in 
Rußland einen Thronwechsel herbeiführte, gerade als Friedrich nach 
. menschlicher Berechnung verloren war. Der siebenjährige Krieg hatte 
in Deutschland Preußen eine Stellung verschafft, wie sie nie ein 
protestantischer Staat vorher errungen hatte. Und auch aus dem 
siebenjährigen Seekriege war das protestantische England als Sieger 
hervorgegangen. 
§ 230. Friedrich der Große und die erste Teilung Polens. 
1. Noch war Friedrich der Große mit der Heilung der Wunden, die 
der Krieg geschlagen hatte, beschäftigt, als er eine neue große Er- 
Werbung für seinen Staat machte. Um zu verhindern, daß Polen 
ganz unter russischen Einfluß kam, regte Friedrich den Gedanken 
an das Land zu teilen. So kam es zur ersten Teilung Polens, 1772. 
durch welche Preußen Westpreußen und den Netzedistrikt (an 
650 HH M.) bekam, während Österreich an Galizien und Lodomerien 
doppelt soviel, Rußland den dreimal so großen östlichen Teil des 
Landes an sich riß. Man mag bedauern, daß die gesetzlosen Zustände 
Polens ein solches Schicksal über das Land gebracht, Friedrich ver- 
dient keinen Vorwurf. Er that nur, was er um der Selbsterhaltung 
willen thun mußte. Für das Gedeihen der Lande, die an Preußen 
und Österreich gefallen, war der Wechsel der Herrschaft nur ein Glück. 
2. Die Verbindung Friedrichs mit Rußland und Österreich war 
nur von kurzer Dauer. Katharina II. wurde mit ihrem Ehrgeize, 
der namentlich nach dem Besitze von der Türkei und Konftantinopel 
trachtete, dem gesamten Europa und besonders Deutschland gefährlich. 
Ein nicht minder unruhiger Geist lebte in Kaiser Joseph II. 
hoffte für Österreich beim Aussterben der bayerischen Kurlinie 
(1777) Bayern zu gewinnen. Damit wäre Österreichs Macht tiefer 
in Deutschland hineingewachsen. Um das zu verhindern, bestimmte 
Friedrich der Große den dereinstigen Erben, den Wittelsbacher Karl 
von Zweibrücken, sich dagegen zu erklären und trat dann als 
Schützer für ihn auf. So entstand der sogenannte bayerische 
Erbfolgekrieg (1778 bis 1779), der ohne Schlacht verlief, da 
Maria Theresia sowie Friedrich der Große der Kriege müde waren. 
Im Frieden zu Teschen erwarb Österreich ein Grenzstück Bayerns, 
das Jnnviertel, Bayerns Selbständigkeit aber blieb bewahrt. 
§ 231. Joseph II. von Österreich. Der aufgeklärte Despo¬ 
tismus. Zm Jahre 1780 starb Maria Theresia. Ihr Sohn 1780. 
Zunge-Müller, Leitfaden f. d. Geschichtsunterricht. 12 
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