§§ 5. 6.
Ägypten. Ägyptens Geschichte.
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lassung veranlaßte, sind die ersten Kulturstaaten entstanden. Und
als die von Osten nach Westen dringenden Völker das Mittelmeer
samt seinen Teilen, dem schwarzen und ägäischen Meere, berührten, da
war ein Schritt weiter gethan, von der Bildung der Fluß- zu der
der Seestaaten. Aus der Flußschiffahrt entwickelte sich schnell und leicht
auf dem inselreichen Meere, das fast nach jeder Tagfahrt abends Ruhe
in einem Hafen bot, die Seeschiffahrt der Ruderfahrzeuge, die einzige,
welche das Altertum recht gekannt und geübt hat.
A. Die Hamiten.
§ 5. Das Land Ägypten. Aus dem Victoria-Nyanza, dem
größten der erst in unserer Zeit recht erforschten Seeen Centralafrikas,
die westlich von des Erdteils höchster Erhebung um den Äquator her
sich ausdehnen, strömt nach Norden der klare weiße Nil (Bahr el
Abiad). Nachdem er vom wilden Hochland Habesch den trüben Strom,
den blauen Nil (Bahr el Asrek) aufgenommen und den letzten der
vielen Katarakten (Wasserfälle), deren wir bei fast allen großen Strömen
Afrikas begegnen, nahe dem Wendekreis des Krebses bei SyZne über-
wunden, tritt er in ein schmales, kaum 2 Meilen breites Thal. Die
rechts und links einschließenden Berge sind öde, doch wichtig als
Schutzwehren vor dem Flugsand der Wüste. Mehr als 100 Meilen
fließt der Nil durch das enge Thal dahin, bis er, der umgebenden
Schranken ledig, durch ein breites Deltagebiet in mehreren Armen
sich ins Mittelmeer ergießt. Dies Flußthal mit seinem Mündungs-
gebiet ist Ägypten. Die tropischen Regengüsse, namentlich die in
Habesch niedergehen, verursachen alljährlich von Zuli bis September
ein Steigen des Stroms. Er tritt über seine User und bald gleicht
das ganze lange Thal einem bräunlichen See. Der fruchtbare Schlamm,
der beim Fallen des Wassers zurückbleibt, ist des fast regenlosen Nil-
thales bester Schatz. Der schlammige, langgestreckte See verwandet-
sich nun in eine üppige Fruchtebene, wie sie so reich nirgends sonst
die Natur wieder geschaffen.
§ 6. Ägyptens Geschichte. Im Delta des Nil erwuchs mehr
als drei Jahrtausende vor Christi Geburt der erste geordnete Staat.
Seine Hauptstadt war Memphis, die Überreste, die er uns hinter-3000 v. Chr.
lassen, sind die Pyramiden bei Gizeh (unweit Kairo), die groß-
artigsten Grabdenkmäler, die je sich Könige getürmt haben. — Auf
das Reich von Memphis folgte das von Theben in Oberägypten,
das seine höchste Blüte unter König Ramessu — es ist der Se- 1350.
sostris der Griechen (Herodöts) — erreicht hat. Die Aufzeichnungen
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