6 Die morgenländischen (orientalischen) Völker. §§ s. 9.
den weibischen Sardanap^l nennt ihn die Sage — verbrannte sich
selbst mit seinen Weibern und Schätzen. Babylon ward Assyriens
600. Erbe, das babylonische Reich unter dem großen Nebukadnezar
(600) ist noch mächtiger als das assyrische gewesen. Dauer hatte aber
auch dies Reich nicht, nach Nebukadnezars Tode zerfiel es schnell und
ward eine Beute der Perser.
2. Die Assyrer und Babylonier verehrten die Sonne und die Pla-
neten. Die Könige, welche ihnen geboten, waren unumschränkt,
hielten sich jedoch selten ganz frei von dem Einflüsse der Chaldäer,
des Priesterstandes, der zugleich im Besitze aller Wissenschaft war.
Die babylonischen Maße und Münzen, die Zeitrechnung (auch die
7tägige Woche) gehen auf diese Chaldäer zurück. Sie erfanden auch
eine besondere Schrift (die Keilschrift) für ihre Aufzeichnungen. Die
Masse des Volkes trieb Ackerbau, Gewerbe, namentlich Teppichweberei,
Waffenfabrikation und weitverbreiteten Handel. Troßartig waren
die Bauten, welche die Herrscher ausführten, der Turm des Bel, die
Kanäle, die Bewässerungsbecken, die meilenlangen Befestigungslinien
der Riesenstädte Babylon und Nmive, die „hängenden" Gärten, die
Paläste — doch haben sich mehr als Trümmer schon wegen der Ver-
gänglichkeit des Baumaterials (in der Sonnenglut getrocknete Back-
steine) nicht erhalten.
§ 9 Die Phönizier. 1. Zwischen dem Libanon und dem Mittel-
meer zieht sich eine schmale, kaum mehr als eine Stunde breite Ebene
von Nord nach Süd, die an Fruchtbarkeit wetteifern kann mit Ägypten
und Babylonien. Hier saßen die Phönizier, die schon durch die
Lage ihres Landes am Mittelmeer zwischen dem Nil- und Euphrat-
Tigrislande frühzeitig auf Handel und Seeschiffahrt hingewiesen
wurden. Die in das Jordanland einziehenden Israeliten nahmen
ihnen bald die Möglichkeit nach Osten sich auszudehnen, so blieb ihnen
nur die Meerseite, dorthin wandte sich die ganze Volkskraft. Einen
einheitlichen Staat haben sie nie gebildet. Zede Stadt war ein Staat
für sich, den Könige, von Geschlechtsältesten beraten, regierten, doch
gewannen nacheinander einzelne Städte einen Vorrang, so erst Sidon,
1000.dann Tyrus, das unter Hiram zu Salomos Zeit (um 1000) in
seiner höchsten Blüte stand. Nachdem Tyrus nach 13 jähriger
Belagerung dem Nebukadnezar (§ 8) erlegen war, sank die Stadt
und das ganze Land, die Kolonie Karthago in Nordasrika ward
die Erbin von Tyrus.
2. Als das geschah, waren die Gestade des Mittelmeeres von Phö-
nizien im äußersten Osten bis Spanien im fernen Westen längst mit