§§67.68. Abstammung. Cäsar u. Ariovist. Das römische Reich u. die Deutschen. 63
Allmählich wuchs ihre Zahl auf 120000 M., an deren Spitze als
Herzog Ariovist stand. Die Kelten in Gallien waren dieser Macht
nicht gewachsen, es war Cäsar, Roms größter Feldherr und Staats-
mann (§ 53), der den Germanen Halt gebot. Er überfiel sie zu
einer Zeit, da die heiligen Weissagungen der Priesterinnen den
Germanen den Kampf widerraten hatten, und schlug die Sueven
unweit dem heutigen Belfort im oberen Elsaß so, daß nur wenige
von ihnen über den Rhein sich zurückretteten. 58 ü- Chr.
Dieser Strom war nun die Grenze zwischen dem freien
Deutschland und der römischen Provinz Gallien. Auf dem rechten
Rheinufer vermochte auch Cäsar nicht sich festzusetzen, obwohl er zweimal
(55 u. 53 v. Chr.) den Fluß überschritt.
§ 68. Das römische Reich und die Deutschen. Cäsar sank
daheim unter den Dolchen seiner Mörder (§55); zur Fortsetzung
seiner Eroberungen ließen es die greuelvollen Bürgerkriege, die noch
einmal das römische Reich verheerten, nicht kommen. Der Frieden
an der Rheingrenze wurde im allgemeinen gewahrt.
1. Allmählich wurden den Römern nun auch die Namen der ein-
zelnen deutschen Stämme bekannt, so von den suevischen Völker-
schasten die Markomannen in Böhmen, die Langobarden west-
lich von der Niederelbe, die Guttonen an den Weichselmündungen
und südlich von ihnen, um Warthe und Netze, die Burgundionen.
— Seßhaft waren die Stämme zwischen Rhein und Elbe, so Bataver
am Niederrhein, die Friesen an der Nordseeküste, die Chatten von
der Fulda bis zur Werra, im heutigen Hessen, die Hermunduren
um das Thüringer Waldgebirge her und bis zur Donau südwärts.
Nördlich, durch den Harz von diesen geschieden, wohnten von der Elbe
bis über die Weser hin die Cherusken.
2. Nachdem Augustus (§ 58) die Nord grenze des römischen
Reiches schon vorher bis zur Donau vorgeschoben hatte, unternahm
es sein Stiefsohn Drusus auch diese Völker zu unterwerfen. Durch
eine Reihe von Kastellen, die er am linken Rheinufer gegründet (Mainz,
Koblenz, Köln, Xanten), schuf er sich sichere Ausgangspunkte und
machte dann vier Jahre hindurch Züge in das deutsche Gebiet, 12—9 v. Chr.
bald mit einer Flotte von der Nordsee aus, bald zu Lande vom
Rhein oder Main her. Er gelangte siegreich bis an die Weser, ja
bis an die Elbe. Hier aber trat ihm, wie die Sage erzählt, eine
weise Frau entgegen, wie die Deutschen sie als Priesterinnen ver-
ehrten, und rief ihm warnend zu: „Wohin, Unersättlicher, strebst Du?
Es ist Dir nicht beschieden, alle diese Länder zu schauen. Deiner