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Die Franken.
Karl erneuert das Studium der Alten. Um die Bildung seiner
Franken, besonders derjenigen, die später den Dienst an den Kirchen über-
nehmen sollten, zu heben, berief Karl gelehrte Männer an seinen Hof
und übertrug ihnen die Sorge für den Unterricht. Unter diesen Männern
ist Alkuin der einflußreichste und bedeutendste Ratgeber des Kaisers in
kirchlichen Angelegenheiten gewesen. Jünger war Einhard, der uns
in lateinischer Sprache Leben und Taten Karls erzählt hat. Karl gründete
an seinem Hof eine Schule, an der die Söhne seiner Vornehmen im
Lesen und Schreiben des Lateinischen unterrichtet wurden. Er selbst war
ohne gelehrte Erziehung aufgewachsen, aber er bemühte sich in späteren
Jahren noch, das Schreiben zu lernen. Aus seiner Hofschule sind die
gelehrten Männer hervorgegangen, die an verschiedenen Orten des Reichs,
an Bischofssitzen und Klöstern Schulen errichteten, so daß eine feinere
Bildung sich rasch im ganzen Frankenreiche verbreitete.
Karls Ende. In den letzten Jahren seines Lebens hielt sich Karl
mit Vorliebe in Aachen auf, wo er sich eine Pfalz (Schloß) und einen
Dom gebaut hatte. Hier krönte er den einzigen Sohn, der ihn überlebte,
Ludwig, mit eigener Hand zum Kaiser. Hier ist er gestorben und in
der Krypta des Doms beigesetzt worden.
Karl war ein gewaltiger Mann von heldenmäßigem Wüchse, ein
tüchtiger Kriegsherr und ein großer Gesetzgeber. Lange lebte das Ge-
dächtnis an ihn und seine Taten bei den Völkern seines Reiches weiter.
Die Westfranken liebten von seinen Heerfahrten und Heldentaten gegen
Heiden und Muhammedaner zu erzählen, die Deutschen sprachen gern von
ihm als dem weisen und gerechten Richter, der den Hochmut der Großen
dämpfte und über den kleinen Mann seine starke schützende Hand hielt.
3. Der Zerfall des Reiches Karls.
Das Reich Karls des Großen überdauerte seinen Gründer nur ein
Vierteljahrhundert. Unter seinen Nachkommen trennten sich die einzelnen
Nationen: Deutsche, Franzosen und Italiener voneinander und
gründeten selbständige Reiche.
843 Teilungsvertrag zu Verdun.
870 Teilungsvertrag zu Merfen.
888 Zerfall des Reichs in Gst- und !vestfranken, Z}och= und Niederburgund
und Italien.
§ 37. Die Teilung des Reichs. Schon Karls Sohn Ludwig der
Fromme (814—840) hatte nicht das Ansehen wie sein Vater, ja die
letzten Jahre seines Lebens verliefen in widerwärtigen Streitigkeiten und
Kämpfen mit seinen Söhnen um deren Erbfolge. Bei Kolmar auf dem
Lügenfelde verleiteten die Söhne sein Heer zum Abfall von ihm und
nötigten ihn, sich zu ergeben, der Krone für unwürdig zu erklären und
Buße zu tun.