Object: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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Dachsbau. Derselbe besteht aus einer geräumigen Höhle, dem Kessel, mit 
verschiedenen — bis 10 — röhrenförmigen Ausgängen. Von den lehtern 
benutzt er freilich zum täglichen Ein-- und Ausgehen nur 2, die übrigen 
reservirt er für die Zeit der Gefahr. Im Kessel aber, welcher reichlich Laub 
und Stroh enthält, schläft der Dachs den ganzen Tag über, zusammengerollt 
und den Kopf zwischen den Beinen. So verbringt er auch die kalte Zeit des 
Winters, ohne jedoch förmlich zu erstarren; bei gelindem Wetter verläßt er 
auch im Winter, wie in den übrigen Jahreszeiten, gegen Abend seinen Bau, 
um wie andere Raubthiere seiner Nahrung nachzugehen. Im Februar schon 
wirft die Dächsin 3—5 blinde Junge, welche bis in den Herbst hinein bei 
der Mutter bleiben, dann aber ihr Leben auf eigene Hand beginnen müssen. 
Da der Jäger die Lebensweise des Dachses genau kennt, so legt er sich 
gegen Abend in der Nähe des Dachsbaues in den Hinterhalt und erschießt 
den arglos seine Höhle Verlassenden. War aber der Vogel schon ausgeflogen, 
so schickt der Jäger seine Hunde auf die Spur des nächtlichen Wanderers. 
Aufgestört will derselbe seinem Bau zu, an dessen gewöhnlicher Eingangs^ 
röhre der Jäger seiner wartet. Merkt der Dachs bei Zeiten Unrath, so 
schlüpft er durch eine Nothröhre in den Bau, und nun bleibt dem Jäger 
nichts Anderes übrig, als den Entwischten auszugraben. Zu dem Ende wer¬ 
den erst alle Röhren des Baues bis auf eine zugestopft und in diese eine 
schickt man sodann den kleinen schiefbeinigen Dachshund (Dachse! — Teckel?) 
hinein. Derselbe kriecht auf seinem finstern und engen Wege vorwärts, bis 
er dem Dachse sich nähert. Sein Bellen verräth sodann den Verfolgern drau¬ 
ßen den Gang der unterirdischen Jagd, und wenn der Hund endlich in einer 
Ecke den Dachs festgestellt hat, so graben die Jäger hier hinein, bis der 
Dachs zum Vorschein kömmt und getödtet werden kann. Dies geschieht sel¬ 
ten, ohne daß einige Dachshunde von dem zur Verzweiflung gebrachten Dachse 
fürchterlich zerbissen werden. 
Daß der Dachs unter seinem Schwänze eine tiefe Drüsentasche hat, 
welche eine übelriechende Flüssigkeit enthält, ist wahr; daß er aber in diese 
während der Winterruhe seine Schnauze steckt, um so von seinem Fette zu 
leben, ist Fabel. 
Vergleichung: Dachs und Fuchs. 
20. Der Iltis. 
Der Iltis oder Jlk lebt in ganz Europa und Nordasien in Gebäuden, 
Holzstößen, am Wasser, in Löchern u. s. w., ist ein kühner und grimmiger 
Feind allen kleinen Geflügels und aller warmblütigen Thiere, die er bezwin¬ 
gen kann, vertheidigt sich gegen Hunde mit scharfen Bissen und dem höchst 
widrigen Gestank seiner Stinkdrüsen, und wehrt sich zuweilen gar siegreich 
gegen Adler. Er nützt durch seinen grade in unserer Zeit sehr modernen 
Pelz mit schwarzbraunem Grannenhaar und gelblicher Grundwolle. Seine 
weiße Schnauze, die weißen Ohrränder und ein Fleck hinter dem Auge nebst 
dem schwarzen Schwanz und schwarzen Beinen zeichnen ihn in der Färbung 
vor seinen Mardervettern aus. 
Sein langgestreckter Körper mit gebogenem Rücken ist 16, der Schwanz 
6 Zoll lang. Die kurzen Beine haben sämmtlich 5 Zehen mit kurzen Kral¬ 
len, die sich, anders als bei den Mardern, nicht zum Klettern eignen. 
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