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ihrer Ausrottung durch die fortschreitende Bebauung der Gegend, die In¬
dustrie usw. und durch den Mutwillen Ungebildeter wirksam entgegenzutreten!
Ein schöner Blumenstrauß, ein Blumenkranz möge immerhin die Zim¬
mer und Hütten schmücken und denen, die der Beruf oder gar Krankheit
ans Zimmer fesselt, Freude bereiten, von der wiege bis zum Grabe mögen
auch fernerhin die Blumen Freud und Leid mit uns teilen,' aber welch
schöne Sträuße und Girlanden lassen sich winden aus denjenigen Blumen
der Felder, den Gräsern der wiesen, welche häufiger bei uns wach¬
sen,' nur seltenere Urten sollten auch hierzu nicht genommen werden, und
Sträuße sollten überhaupt nicht gepflückt werden, wenn sie dann doch nur
achtlos zur Beite geworfen werden. Anderseits kannst du ja in deinem
Gärtlein oder in dem Gärtlein deines Nachbars, wenn du ihn darum bittest,
auch seltenere Blumen und die schönen farbenprächtigen Blumen anderer
Länder zu Sträußen ziehen. Trage überhaupt zur Vermehrung seltener
und schöner Blumen im Garten bei, soweit du das kannst, ohne die natür¬
lichen Btandorte im Freien zu schädigen, z. B. durch Bamenernte usw.! In
den Alpen hat man jetzt vielfach besondere Alpengärten angelegt, wo die
seltensten Alpenpflanzen in Menge gezüchtet werden. Bie liefern die schön¬
sten Alpensträuße, ohne daß die natürlichen Standorte, die uns auf unseren
Wanderungen erfreuen, weiter geschädigt und gestört zu werden brauchen,
wie das früher leider so vielfach geschah. Auch in deiner Heimat müßten,
wenn sie noch nicht bestehen, Schulgärten und botanische Gärten
angelegt werden, die im kleinen deine Heimat in ihrem Frühlings-, Bommer-,
herbst- und Winterschmuck darstellen, den Formenreichtum und die Lebens¬
beziehungen der Gewächse übersichtlich veranschaulichen usw. Zur Ein¬
richtung solcher Gärten trage auch du nach Kräften dein Bcherflein bei!
Leg'dir auch selbst einen kleinen Garten nach irgendeinem bestimmten
Gesichtspunkte an, oder wenn dir dazu die Gelegenheit fehlt, so ziehe und
pflege in Töpfen und Kästen mit Erde deine Lieblinge! Treibe Blumenzucht
im Zimmer und im Garten!
wandern Schädlinge (Pilze, Insekten usw.) in deine Heimat ein, die das
Gleichgewicht der Natur zu stören drohen, so mache deine Kenntnisse nutzbar
zu ihrer Vertilgung und lege selbst Hand an zum Schutze der heimatlichen
Fluren gegen sie! Gar manche Änderung hat unsere Flora allein in dem
letzten Vierteljahrhundert durch solche Schädlinge erlitten, die bei ihrem
ersten Auftreten leicht hätten vernichtet werden können. Man denke z.B.
an den Nostpilz der Malven, der in den 70 er Jahren wilde Malven und
Gartenmalven allenthalben vernichtete, weil man trotz aller Mahnungen
keine Schritte zu seiner Ausrottung tat. Kurzum, treibe Pflanzenschutz, wo
und wie du nur immer kannst!
Fr. Ludwig, (ñus einer Preisschrift auf Anregung der Gesellschaft
von Freunden der Naturwissenschaften in Gera.) (Gekürzt.)