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traurige Stunde. Aber als der Kerkermeister es merkte, brachte
er sie ums Leben. Was ist verabscheuungswürdig? Ein solches
Tier, das doch noch einem Unglücklichen einiges Vergnügen machen
kann, oder ein solcher Mensch, der dem Unglücklichen auch dieses
Vergnügen mißgönnt und zerstört? Ein anderer Gefangener, der
sonst nichts zu thun wußte, gab lange Zeit auf die Spinnen acht
und merkte, daß sie auch Wetterpropheten seien. Bald ließen sie
sich sehen und arbeiteten, bald nicht. Einmal spannen sie träge,
ein andermal hurtig lange Fäden oder kurze, einmal näher zu¬
sammen, ein andermal weiter auseinander, so oder so, und endlich
konnte er daran erkennen, was für Wetter kommt, Sturm, Regen
oder Sonnenschein, anhaltend oder veränderlich. Also auch dazu
sind sie gut/ und wenn sich jemand verwundet hat und findet ge¬
schwind ein Spinnengewebe, das er auf die blutende Wunde legen
kann, so ist er doch auch froh darüber. Wenn es rein ist, so kann
es Blut und Schmerzen stillen. Wenn es aber voller Staub ist,
so schmerzt es noch mehr, weil der unreine Staub in die Wunde
kommt.
*
:Daß es mancherlei Tiere dieser Gattung gebe, sieht man
schon an der Verschiedenheit ihres Gewebes in der freien Lust,
an Fensterscheiben, in den Winkeln, auf den Feldern, da und dort.
Manche spinnen gar nicht, sondern springen nach ihrer Beute.
Im Frühjahre und noch viel mehr im trockenen, warmen Nach¬
sommer sieht man oft gar viele weiße Fäden in der Luft herum¬
fliegen. Alle Bäume hängen manchmal voll, und die Hüte der
Wanderer auf der Straße werden davon überzogen. Man konnte
lange nicht erraten, wo diese Fäden und Flocken herkommen, und
machte sich allerlei wunderliche Vorstellungen davon. Jetzt weiß
man gewiß, daß es lauter Gespinst ist von unzählig kleinen
schwarzen Spinnen, welche deswegen die Spinnen des fliegenden
Sommers genannt werden. Da sieht man wieder, wieviel auch
durch kleine Kräfte kann ausgerichtet werden, wenn nur viele das
Nämliche thun.
Aber eine gefürchtete Spinne lebt in dem untersten heißen
Italien. Sie ist unter dem Namen Tarantel bekannt. Diese
soll wohl die Menschen beißen und durch den giftigen Biß krank
und schwermütig machen. Ein Mittel dagegen soll ein gewisser
Tanz sein, die Tarantella genannt. Wenn die Kranken die Musik
dazu hören, so fangen sie an zu tanzen, bis sie vor Müdigkeit
umfallen, und sind alsdann genesen. Es.ließe sich wohl begreifen,