10 I Das Römische Reich und die Germanen im 1. u. 2. Jahrh. n. Chr. Geburt.
Provinzen, in denen Legionen ihre Standquartiere hatten; die übrigen
waren dem Senat unterstellt. Das Volk wählte in der ersten Zeit noch die
Beamten, doch war es dabei an die Vorschläge des Kaisers gebunden;
später wurde ihm dies Recht entzogen und auf den Senat übertragen.
Angustus war der erste Herrscher aus dem Julisch-Klaudischen
Hause. Als es mit Nero ausstarb, entstanden Kriege um die Nachfolge.
Erst unter dem Fla vi er Vespasian kehrte die Ordnung zurück. Für die
glücklichste Zeit galt den späteren Römern das Jahrhundert Nervas und
seiner Adoptivsamilie.
31 v. Chr. bis 68 n. <Lhr. Das Inlisch-Alaudische Haus.
69 n. <Lhr. „ 96 „ Die Kaiser ans dem Flamschen Hause.
96 „ „ 180 „ Nerva und seine Adoptivsamilie.
§ 1. Die Kaiser aus dem Julisch-Klaudischen Hause. Im Jahre 14
it. Chr. folgte auf Augustus sein Sties- und Adoptivsohn Tiberius, ein Mann
in vorgerücktem Alter, der sich oft als Heerführer bewährt hatte. Er zeigte
sich als ein kräftiger und umsichtiger Herrscher. Dem Senat erwies er die
ihm gebührende Ehre, bei dem Volke war er wegen seiner Sparsamkeit
nicht beliebt, die Bewohner Her Provinzen aber verdankten ihm manche
Erleichterung ihrer Lasten. Kriege vermied er und begnügte sich damit,
die Grenzen des ungeheuren Reiches zu sichern. Gegen Ende seiner Re-
gierung wohnte er in einsamer Zurückgezogenheit auf Capri, von Miß-
trauen gegen alle vornehmen und einflußreichen Männer in Rom erfüllt.
Viele Senatoren ließ er wegen Majestätsvergehen anklagen und verur¬
teilen. Zuletzt war er allgemein verhaßt. Auf ihn folgte sein Großneffe
Gajus Kaligula (37—41), der Sohn des von Volk und Heer ge¬
liebten Germanikns (vgl. § 6). Mit Jubel begrüßt, warb er mit Auszeich¬
nungen und Geschenken um die Gunst des Volkes. Bald aber überließ er
sich seinen zügellosen Launen und beging nichtswürdige Taten. Nach
seiner Ermordung wurde sein Oheim
Gajus Klaudius (41—54) von der kaiserlichen Leibgarde, den Prä-
torianern, auf den Thron erhoben. Er war ein ängstlicher Gelehrter, der
bisher zurückgezogen von den Staatsgeschäften gelebt hatte. Zwar bemühte
er sich, mit Ernst und Sorgfalt zu regieren, doch beherrschten ihn seine
Frauen, Freigelassenen und Sklaven, die durch ihren Hochmut die Sena-
toren erbitterten. Unter ihm wurde der südliche Teil von Britannien so-
wie Mauretanien erobert. Seine Gemahlin Agrippina vergiftete ihn, um
Nero, ihrem Sohne aus erster Ehe, die Nachfolge zu verschaffen.
Nero (54—68), von der Natur mit guten Gaben ausgestattet und von dem
Philosophen Seneka trefflich erzogen, wurde zuerst von tüchtigen Männern
geleitet und regierte anfangs gut. Später mißbrauchte er seine Macht und
beging abscheuliche Verbrechen, ja er ließ sogar seine eigene Mutter töten.
In Griechenland trat er öffentlich als Wagenlenker, Dichter und Sänger auf.
Deswegen verachteten ihn die Römer. Man gab ihm die Schuld an dem
großen siebentägigen Brande Roms (i. I. 64); aber der Kaiser lenkte den
Verdacht auf die Christen und verhängte eine schwere Verfolgung über sie.