Full text: Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 (Teil 2)

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IV. Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
3. Am Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts war 
Österreich durch glückliche Eroberungen in seinen Kriegen gegen die 
Türken und die Erwerbungen aus der spanischen Erbschaft zum Rang 
einer wirklichen Großmacht emporgestiegen. Es vereinigte mit seinen Erb- 
landen die ehemals spanischen Niederlande (das jetzige Belgien), Teile von 
Italien und den größten Teil von Ungarn. 1675 hatte es nach dem 
Aussterben der Piasten auch Schlesien in Besitz genommen. Aber die ver- 
schiedenen Länder, aus denen sich die Monarchie zusammensetzte, waren 
zu keinem Einheitsstaat verbunden, ihre Bewohner blieben vielmehr durch 
Nationalität, Verfassung und Recht voneinander geschieden. Da mit 
Karl VI. der Mannesstamm des Hauses Habsburg erlosch, so mußte 
man befürchten, daß das locker gefügte Reich auseinanderfalle. Der 
Kaiser erließ daher eine besondere Erbfolgeordnung, die Pragmatische 
Sanktion. Danach sollten die zur Habsburgischen Monarchie gehörenden 
Lande ungeteilt bleiben und nach seinem Tode auf seine älteste Tochter 
Maria Theresia übergehen. Den Bemühungen der österreichischen 
Diplomatie gelang es, die Anerkennung und Garantie der Pragmatischen 
Sanktion von den meisten europäischen Höfen zu erlangen. 
4. Rußland. Nachdem Peter der Große an der Ostsee und in 
unmittelbarer Nähe des Schwarzen Meeres Fuß gefaßt hatte, strebten 
feine Nachfolger danach, ihre Besitzungen an den Küsten beider Meere zu 
erweitern. Dies Ziel konnten sie im Süden nur im Kampfe gegen die 
Türken, im Nordwesten nur auf Kosten Schwedens erreichen. Vor allem 
aber suchten sie auch auf das ausgedehnte, aber innerlich schwache Pol- 
nische Reich Einfluß zu gewinnen, um es zuletzt, wenn möglich, ihrer 
Herrschaft zu unterwerfen. Bei dem Vordringen nach Westen stand ihnen 
die junge, kleine, aber kräftige Macht Preußens im Wege. Um ihren ver- 
schiedenen Zielen näher zu kommen, mischten sich die russischen Herrscher 
in die Kriege in Mitteleuropa ein. Da sie eine gewaltige Macht in die 
Wagschale werfen konnten, war ihre Parteistellung für die Kämpfenden 
immer von allergrößter Bedeutung. 
5. Neben diesen großen Staaten stand das Königreich Preußen. Es 
war noch zu klein, als daß es schon eine selbständige Rolle unter ihnen 
hätte spielen können, aber doch auch schon zu groß, als daß der König, 
wie andere Fürsten des Reiches, sich mit der Stellung eines Vasallen 
des Kaisers hätte begnügen können. Da ihre Macht ihrem Range nicht ent- 
sprach, so mußten die Hohenzollern darauf denken, ihre Gebiete zu vergrößern. 
Im 17. Jahrhundert hatten sie meist auf Grund von Erb vertragen 
Erwerbungen gemacht. So hatte Johann Sigismund Preußen, Kleve, 
Mark und Ravensberg (nicht dagegen Jülich und Berg), der Große Kur- 
fürst Hinterpommern mit Kammin, Magdeburg, Halberstadt und Minden 
erworben. Vorpommern mit Stettin dagegen, das er weder im West- 
fälifchen Frieden erlangen, noch nach dem Schwedenkriege im Frieden von 
St. Germain behaupten konnte, hatte Friedrich Wilhelm I., wenigstens zum 
großen Teile, gewonnen (vgl. § 141 n. 144). Auf neue Gebietserwer-
	        
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