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drangen mit 8000 Mann aus den Alpenpässen in das Gebiet der Züricher ein, die nur
1200 Mann bei Kappel stehen hatten. Zwar eilten aus Zürich mit Zwingli als Feld-
Prediger noch 700 Mann zur Hülfe, aber von zwei Seiten angegriffen, wurden die
Züricher bei Kappel 11. Detobet 1531 geschlagen, Zwingli, selbst, welcher schwer
verwundet unter einem Baume lag, erhielt von einigen Kriegsleuten den Todesstoß,
und er starb mit den Worten: „Den Leib können sie tobten, aber die Seele nicht."
Als man am anbern Tage seinen Leichnam erkannte, hielten die Gegner über ihn
Gericht, viertheilten und verbrannten ihn und streuten die Asche in alle Winde. Zu
spät sandten die reformirten Bundesgenossen Hülfstruppen; auch sie wurden geschlagen,
so daß in dem Frieden die Fünforte die Oberhand behielten und der Katholicismus in
vielen Orten wieder hergestellt wurde.
Nach Zwingli's Tode trat Heinrich Bullinger an die Spitze der Züricher
Gemeinde, aber erst durch Calvin würbe Zwingli's Werk der Reformation weiter ge-
führt. Johann Calvin war 1509 zu Noyon in der Pikardie als der Sohn eines
Geheimschreibers der bischöflichen Kanzlei geboren, erhielt mit den Söhnen einer vor-
nehmen Familie eine sorgfältige Erziehung und schon früh eine Pfründe. Er studirte
zuerst in Paris, dann in Orleans und Bourges die Rechte, welches Studium
sein zu strenger Gesetzlichkeit hinneigendes Wesen besonders ausprägte. Erst als Doctor
der Rechte siel ihm eine Bibel in die Hand, er lernte, um das Evangelium in ber Ur¬
sprache zu lesen, die griechische Sprache und vertiefte sich so in das Studium der Schrift,
daß er bald in den Versammlungen der evangelisch Gesinnten als Prediger austrat.
Er wirkte fo entschieden, daß er vor den Verfolgungen, die König Franz I. über die
Evangelischen verhängte, an den Hof der Königin Margarethe von Navarra, der
Schwester des Königs, welche die Evangelischen schützte, fliehen mußte. Von ihr unter-
stützt entkam er (1535) nach Basel, wo er von Capito das Hebräische lernte unb
durch sein Hauptwerk „Unterweisung in der christlichen Religion" (Christianae
religionis institutio) den Reformirten eine bedeutende Stütze gab. 1536 ging er
nach Ferra ra, wo sich die Evangelischen um die Herzogin Ren ata sammelten, mußte
aber bald vor der Inquisition auf's neue fliehen. Er wollte nach Frankreich zurück-
kehren, um die Seinen zur Auswanderung zu bewegen. Auf diesem Wege kam er
(1536) nach Genf. Dort hatte feit 1532 Wilhelm Farel mit Viret eine
evangelische Gemeinde gebildet, und sie veranlaßten Calvin, als Prediger und Lehrer
der Theologie zu bleiben. Er blieb und versuchte eine strengere Sittenzucht einzuführen,
mußte aber bald vor dem Hasse der sittenlosen Libertiner die Stadt verlassen. Er
ging nach Straßburg, wo er Prediger der französisch - reformirten Gemeinde und
Professor der Theologie an der Universität wurde. Nach drei Jahren wurde er wieder
nach Genf gerufen, um die verfallene Zucht herzustellen. Mit Beza, Farel und
Viret ordnete er nun nicht nur das kirchliche, sondern auch das bürgerliche Wesen in
eingehender Weise, so daß Genf die Mutterstadt des reformirterr Glaubens wurde. In der
Abendmahlslehre näherte sich Calvin mehr der lutherischen Auffassung, und die
Schweizer folgten ihm meist darin (Calvinisten), während in Frankreich, den Nieder-
landen, Schottlond und England mehr die Zwinglische Abendmahlslehre festgehalten
wurde (Zwinglianer). Auch in Deutschland fand Calvin manche Anhänger, doch
kam es nicht zu einer Einigung mit der lutherischen Kirche, da wieder Calvin's
Lehre von der GnabenwaHl (Prädestination) dieselbe hinderte und seine gesetzliche
Kirchenordnung abschreckte; denn er setzte fest: „Wer die Kirche versäumt, muß 3 Sols
bezahlen; wer einmal nicht zum Abendmahl geht, wird auf ein Jahr aus der Stadt
Schumann n. Heinze. Lehrbuch. qi