Full text: Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 (Teil 2)

1. Gründung germanischer Königreiche in den Provinzen des Weströmischen Reiches. 27 
1. Gründung germanischer Königreiche in den Provinzen des West- 
römischen Reiches. 375—450. 
§ 19. Einbruch der Hunnen in Europa. Einwanderung der West- 
goteu in das Römische Reich. Im Jahre 375 erschienen die Hunnen, 
ein mongolisches Volk, an dem Nordufer des Kaspischen Meeres. Mit 
keinem Volke, das Griechen oder Römer kannten, zeigten sie Ähnlichkeit: 
kleine, breitschultrige Menschen mit häßlichen, von Schnittnarben ent- 
stellten Gesichtern, die mit ihren unansehnlichen, aber unermüdlichen Pferden 
wie verwachsen schienen und durch ihre hinterlistige Kampfesweise ihren 
Feinden furchtbar waren. 
Nachdem sie die Alanen, auf die sie zuerst stießen, verdrängt hatten, 
griffen sie die Ostgoten am Schwarzen Meer an; deren König Ermanarich 
tötete sich, sein Volk schloß sich den Siegern auf ihrer Wanderung nach 
Westen an. 
Die Westgoten warteten einen Angriff der Hunnen nicht ab, 
sondern wichen ihnen aus. Das eine Heer, in dem die Heiden über- 
wogen, wandte sich nach dem heutigen Siebenbürgen, das andere, das aus 
Christen bestand, bat den Kaiser Valens um Aufnahme in das Römische 
Reich. Nachdem ihre Bitte gewährt worden war, überschritten sie die 
Donau. Hier versuchten die römischen Beamten ihre Not auszubeuten. 
Aufs äußerste erbittert, erschlugen endlich die Goten die kaiserlichen Statt- 
Halter und verwüsteten das Land. Valens führte ein Heer gegen sie, 
verlor aber bei Adrianopel Schlacht und Leben (378). 
Sein Nachfolger, Theodosius der Große, ein Spanier von Geburt, 
ein tüchtiger Kriegsmann, schloß sogleich mit ihnen Frieden, nahm sie als 
Verbündete auf und wies ihnen Wohnsitze am Balkan an. Aber gegen 
das Ende seiner Regierungszeit äußerten die Römer unverhohlen ihren 
Haß gegen die Goten, bis diese sich endlich, darüber empört, unter ihrem 
Führer Alarich erhoben und die Halbinsel von neuem verheerten. Theo- 
dosius starb, ehe er Abhilfe schaffen konnte. 
§ 20. Teilung des Römischen Reiches. Gründung des Westgoten- 
reiches. Theodosius ist der letzte römische Kaiser, der das ganze Reich 
regiert hat. Nach seinem Tode im Jahre 395 wurde es unter seine Söhne 
Arkadius und Honorins geteilt, jener erhielt den Osten, dieser den Westen. 
Alarich war 396 bis in den Peloponnes vorgedrungen; aber hier schloß 
ihn der Vandale Stilicho, der oberste Ratgeber de£ Honorins, ein. Als es 
den Goten gelungen war, sich zu befreien, wurde ein Vertrag mit ihnen ge¬ 
schlossen und ihnen Jllyrien überlassen. Von nun an richteten sie ihre An¬ 
griffe gegen das Weströmische Reich. Als Alarich zum erstenmal die Po- 
ebene betrat, wurde er zurückgeschlagen (401/2). Bald darauf wurde Italien 
von einem Germanenheer unter Radagais verwüstet; damals konnte Sti- 
licho Italien nur dadurch schützen, daß er die Legionen vom Rhein und 
aus Britannien abrief, mit denen er die Germanen 405 bei Fäfulä 
besiegte. Er wünschte ein friedliches Abkommen mit Alarich, selbst wenn
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.