Full text: Römische Kaiserzeit, Deutsche und europäische Geschichte bis 1789 (Teil 2)

Karl der Große, 
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Anteil. Noch einmal aber vereinigte Karl (III.) der Dicke, Ludwigs Sohn, 
das ganze Reich in seiner Hand. Erst als er 887 abgesetzt worden 
war, zerfiel die Monarchie Karls des Großen endgültig in die Königreiche 
Ostfranken, Westfranken, Hoch- und Niederburgund und Italien. 
Damit beginnt die selbständige Geschichte des Ostfrankenreiches, aus 
dem das Deutsche Reich hervorgegangen ist. 
2. Die letzten Könige von Ostfranken. Auf Karl den Dicken folgte 
Arnulf von Kärnten, ein Enkel Ludwigs des Deutschen, als König 
von Ostfranken (887—899). Er war ein tüchtiger Kriegsmann. Damals 
verheerten die Normannsn nicht nur die Küstengebiete, sondern zogen 
an .den großen Strömen aufwärts und plünderten vor allem die Bischofs- 
sitze und Abteien, so daß die Keime der gelehrten Bildung, die Karl der 
Große ausgestreut hatte, fast überall abstarben. Gegen ihre wilde Tapfer- 
feit waren die Könige oft so machtlos, daß sie vorzogen, ihnen den Frieden 
abzukaufen. Arnulf befreite die unteren Rheingegenden von ihnen, indem 
er 891 ihr Lager in der Nähe von Löwen an der Dyle stürmte. 
Wie der Nordwesten unter den Normannen, so litt der Südosten 
unter den Slawen, die die ostfränkische Herrschaft abgeschüttelt und das 
Großmährische Reich gegründet hatten. Nur mit Hilfe der Magyaren 
(spr. Madjaren), eines finnischen Reitervolkes, das kurz vorher in das 
heutige Ungarn eingedrungen war, gelang es Arnulf, das gefährliche Reich 
zu zerstören. 
Aus Arnulf folgte sein unmündiger Sohn Ludwig (das Kind), den der 
Erzbischof Hatto von Mainz leitete. Unter ihm begannen die Verbündeten 
seines Vaters, die Magyaren, ihre verheerenden Einfälle in Deutschland, 
die sie im Süden bis zum Bodensee, ja bis in das Westfrankenreich, 
in Norddeutschland bis in die Gegend des Harzes ausdehnten; im Kampfe 
gegen sie fiel 907 Luitpold, der Ahnherr des Wittelsbachischen Hauses, 
den Kaiser Arnulf zum Markgrafen der bayrischen Ostmark gemacht hatte. 
Das Ostfrankenreich schien auseinanderzufallen. Bei den großen 
Stämmen der Sachsen, Schwaben und Bayern entstand die Herzogs- 
würde wieder; bei den Franken am Main und mittleren Rhein, von 
denen sich d'e westlich wohnenden Stammesgenossen als Lothringer 
trennten, stritten die vornehmsten Familien um die Herzogsgewalt. Um- 
sonst versuchte der schwache König sie zu bekämpfen. 
Mit Ludwig starb das Haus der Karolinger in Ostfranken aus. 
Nach seinem Tode blieb die Krone zunächst bei dem herrschenden 
Stamme. Konrad I. (911—918), der vornehmste Mann in Franken, wurde 
König. Er verbrachte seine kurze Regierungszeit in vergeblichen Kämpfen 
gegen die mächtigen Herzöge. Heinrich von Sachsen konnte er nicht über¬ 
wältigen, Giselbert von Lothringen schloß sich an das Westftankenreich 
an, Arnulf von Bayern, der Sohn des eben genannten Markgrafen Luit- 
pold, wurde zwar geschlagen, aber nicht unterworfen, die Herzöge von 
Schwaben, Erchanger und Berchthold, wurden 917 besiegt und ent¬ 
hauptet, aber sogleich erhob ein anderer Großer, Burch ard, die Herzogsfahne.
	        
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