König Friedrich II.
E^riedrich Wilhelm II. wird von den Geschichtsschreibern als ein redlicher, tapferer
und liebenswürdiger Herr von männlicher Schönheit und Würde geschildert.
Er hatte viel Verständnis für die Werke der Kunst und liebte sehr die Musik.
Sein Lebensbild hat einige Schattenseiten. Wir vermissen bei diesem Könige
das schöne, reine und glückliche Familienleben, wie wir es bei den meisten Hohen-
zollern zu finden gewohnt sind; auch verstand er es nicht, seine zur Wohlfahrt
des Volkes erlassenen Befehle mit der nötigen Strenge durchzuführen.
Wir dürfen aber nicht vergessen, daß er stets von bem ehrlichsten Willen
beseelt war, unb baß wir ihm manches Gute öerbanfen, so z. B. bie Verbesserung
ber Schulen, bie Hebung ber Wissenschaften unb Künste unb bie Förberung von
Lanbwirtschaft, Hanbel unb Verkehr.
Bis zum Regierungsantritt. Friebrich Wilhelm würbe im Jahre 1744 als
ber älteste Sohn bes Prinzen August Wilhelm, eines Brubers Friebrichs des
Großen, geboren. Seine Jugenbjahre fielen in bie Zeit bes siebenjährigen Krieges.
Zwei Jahre nach bem Beginne besfelben verlor Prinz Friebrich Wilhelm unter
sehr traurigen Umftänben feinen Vater. Dieser hatte nach einer unglücklichen
Schlacht von bem Könige ben Auftrag erhalten, einen Teil bes preußischen Heeres
nach ber Stabt Zittau zu führen, wo sich bebeutenbe Magazine befanden. Allein
bie Österreicher kamen bem Prinzen zuvor; sämtliche Vorräte fielen in bie Hänbe
ber Feinbe, unb Zittau würbe in einen Trümmerhaufen verwanbelt. Als nun
Prinz August Wilhelm zum erstenmal mit bem Könige zusammentraf, überhäufte
ihn bieser mit so schweren Vorwürfen, baß ber unglückliche Prinz seinen Dienst
verließ unb ein Jahr später in Kummer unb Gram zu Oranienburg bei Berlin
starb. Prinz Friebrich Wilhelm war bamals erst vierzehn Jahre alt.
Zum Lehrer seines Neffen hatte König Friebrich schon vor Beginn bes sieben¬
jährigen Krieges einen Professor aus ber französischen Schweiz bestimmt. Der
Unterricht fanb nach französischen Lehrbüchern statt; babet las ber Prinz aber