§12.
Dritte Periode. Die Zeit der inneren Kriege.
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Perikles und in dessen Hause erzogen worden. Durch tolle Jugend-
streiche zog er die allgemeine Aufmerksamkeit aus sich und wurde durch
seinen Aufwand, seine Liebenswürdigkeit und Redefertigkeit*) der Liebling
des Volkes. Er riet den Athenern, durch einen Feldzug gegen das
mächtige dorische Syrakus ihre Herrschaft auch über das westliche Meer
auszudehnen. Alkibiades selbst erhielt zusammen mit zwei anderen Feld-
Herren den Oberbefehl und fuhr 415 mit einer Flotte von 130 Drei- 415.
ruderern ab (Bild 2). Aber in seiner Abwesenheit wurde er von seinen
Feinden des Hermenfrevels (Verstümmelung der Hermen, der mit dem
Kopfe des Hermes versehenen Pfeiler, die auf Straßen und Plätzen
standen) und der Verspottung des eleusischen Festes (§ 4, 3) angeklagt und
zurückberufen. Er entkam jedoch nach Sparta, wo er die Unterstützung der
von den Athenern belagerten Syrakusaner veranlaßte. Mit spartanischer
Hilfe siegten nun diese, und das athenische Unternehmen nahm ein
jammervolles Ende. Die Flotte ging im Kampfe zugrunde, das Land-
Heer mußte sich ergeben und wurde in den von der Sonne durchglühten
Steinbrüchen bei Syrakus gefangen gehalten, wo die meisten verschmachteten.
Nur wenige sahen die Heimat wieder.
4. Athens Fall. Auf den Rat des Alkibiades eröffneten die Spar-
taner durch Besetzung des festen Städtchens Dekelea in Attila 413 von 413.
neuem den Krieg und bemühten sich zugleich um persische Hilfe. Doch
begab sich Alkibiades, der sich durch seinen Hochmut den Unwillen der
Spartaner zuzog, zu einem persischen Satrapen in Kleinasien und wirkte
in entgegengesetztem Sinne. Aus die an der kleinasiatischen Küste liegende
athenische Flotte zurückgerufen, besiegte er die Spartaner in mehreren
Seeschlachten und zog im Triumph in Athen ein. Unter dem Schutze
seiner Truppen konnte der lange entbehrte Festzug nach Eleusis wieder
stattfinden, ohne daß die Spartaner von Dekelea aus ihn zu stören
wagten. Zum unumschränkten Oberbefehlshaber zu Lande und zu Wasser
ernannt, begab er sich wieder an die kleinasiatische Küste. Hier ließ sich
in seiner Abwesenheit gegen seinen Befehl ein Unterfeldherr in ein Ge-
fecht mit den Spartanern ein, das für die Athener unglücklich ausfiel.
Nun wurde Alkibiades von dem wankelmütigen Volke abermals abgesetzt
und verbannt. Die athenische Flotte besetzte den Hellespont, um den
Handel nach dem Schwarzen Meere zu beherrschen, wurde aber von den
Spartanern am Ziegenflusse (Ägospötamos) überrascht und entscheidend
geschlagen; dann erschienen die Spartaner vor Athen selbst, belagerten
es zu Laude und zu Wasser und zwangen es 404, sich auf Gnade und 404.
Ungnade zu ergeben.
5. Folgen. Die Kriegsschiffe wurden ausgeliefert, die langen Mauern
(§ 10,1) zerstört, der Seebund aufgelöst und eine von Sparta abhängige
*) „Die Kinder der Thebaner mögen die Flöte spielen lernen, weil sie nicht zu
reden verstehen wie wir Athener."