§14.
Dritte Periode. Die Zeit der inneren Kriege.
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und trank, nachdem er von seiner vielfach falsch beurteilten Gattin
Xanthippe und seinen Kindern Abschied genommen hatte, mit voll-
kommener Ruhe den Giftbecher.
§ 14. Die Zeil des Verfalls der griechischen Staaten.
1. Pelopidas und Epaminondas. Die Herrschaft Spartas in Griechen-
tcrnd dauerte nicht lange. Durch persisches Geld kam ein Bündnis der
unterdrückten Staaten zustande, dem Sparta nicht gewachsen war. Um
sich die Freundschaft der Perser zu erkaufen, überließ es die griechischen
Kolonien in Kleinasien wieder dem Nationalfeinde. Dann erhoben sich
die Thebaner unter ihren beiden innig befreundeten Führern Pelopidas
und Epaminondas gegen die Spartaner, welche die Burg Thebens, die
Kadmea, besetzt hielten. Pelopidas, der mit anderen Thebanern nach
Athen hatte flüchten müffen, kehrte mit ihnen heimlich zurück, tötete die
spartafreundlichen Machthaber bei einem Gastmahl und nötigte die Be¬
satzung der Kadmea zum Abzug. Ein heranrückendes spartanisches Heer
wurde durch die Kriegskunst des Epaminondas und die „heilige Schar"
des Pelopidas bei Leuktra 371 besiegt. Damit war Spartas Macht und 371.
Herrschaft gebrochen, und Theben ward für kurze Zeit der mächtigste und
einflußreichste Staat. Nachdem Pelopidas in einem Kampfe gefallen war,
befreite Epaminondas Meffenien von spartanischer Herrschaft und besiegte
die Spartaner 362 bei Mantinea, starb aber an einer empfangenen 362.
Wunde*). Damit war auch Thebens Glanzzeit zu Ende. Die allgemeine
Schwäche der griechischen Staaten benutzte
2. König Philipp von Mazedonien. Die Mazedonier, ein nicht
rein griechisches und nicht zu den eigentlichen Griechen gerechnetes
Volk, waren weniger gebildet, aber kräftiger als diese. Ihr König
Philipp, der als Geisel mehrere Jahre in Theben gelebt und mit Epa-
minondas und Pelopidas verkehrt hatte, war mit der griechischen Bildung
wohl vertraut und kannte die Schwächen der Griechen. Mit Tatkraft
und Schlauheit verfolgte er den Plan, Herr der Griechen zu werden,
um mit ihrer Hilfe das Reich der Perser zu erobern. Ein Krieg
zwischen den Phokern, die sich an dem Tempelgute des delphischen
Apollon vergriffen hatten, und den Thebanern, die als Rächer des
Gottes auftraten und den König Philipp zu Hilfe riefen, gab diesem will-
kommene Gelegenheit, sich in die griechischen Angelegenheiten einzumischen.
Er setzte sich in Mittelgriechenland fest und verschaffte sich durch Be-
siechung**) zahlreiche Anhänger in den griechischen Städten. Zwar
*) Als seine Freunde bedauerten, daß er sterben müsse, ohne Söhne zu hinter-
lassen, erwiderte er: „Ich hinterlasse zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten bei
Leuktra und bei Mantinea."
**) „Ein mit Gold beladener Esel übersteigt jede Mauer."