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II. Die Römer.
§ 21, 22
Vom Konsulat war schon das Amt der Zensoren abgezweigt worden.
Sie schätzten das Vermögen der Bürger ab und bestimmten danach die
Steuern; auch lag ihnen die Ernennung der Senatoren und die Beaus-
sichtigung der Sitten ob. Beim Erlaß des Gesetzes von 367 wurde die
Gewalt der Konsuln nochmals verkürzt durch Einsetzung der Prätoren,
der obersten Richter. Doch verschafften sich die angesehenen Plebejer nach
und nach zu allen Ämtern Zutritt, und der ständische Unterschied zwischen
Patriziern und reichen Plebejern hörte auf. In der Folgezeit schlössen
sich die vornehmen Geschlechter beider Stände gegen die übrige Masse des
Volkes ab und bildeten den neuen Amtsadel, die Nobilität.
Bon welchen Beamten gingen die wichtigsten Neuerungen aus? — In welcher Be¬
ziehung stehen die inneren Kämpfe zu den äußeren in Beziehung? — Was für einen
Charakter bekam die Verfassung durch das Gesetz des Jahres 367?
§ 22. Religiöses und bürgerliches Leben.
1. Die Götterwelt. Die Religion der Jtaliker war mit der grie-
chischen ursprünglich verwandt (woraus erklärt sich das?). Um so leichter
ging bei der starken Beeinflussung Roms durch die griechische Bildung
(griechische Kolonisation in Italien!) die Verschmelzung der römischen Götter
mit den griechischen vor sich, die sich im Zwölfgötterkreise zeigt:
1. Jupiter (Zeus). 2. Juno (Hera).
3. Neptnnus (Poseidon). 4. Ceres (Demeter).
5. Apollo. 6. Diana (Artemis).
7. Vulkanns (Hephästos). 8. Vesta (Hestia).
9. Mars (Ares). 10. Venus (Aphrodite).
11. Merkurius (Hermes). 12. Minerva (Athene).
Auch untergeordnete griechische Gottheiten (§ 4, 6) finden wir bei den
Römern wieder, zum Teil mit römischen Namen, so die drei Parzen (Schick-
salsgöttinnen), die drei Grazien (Göttinnen der Anmut), Aurora (Eos),
Viktoria (Siegesgöttin) und Amor (Gott der Liebe).
Altitalische Götter waren Saturuus, der Vater des Jupiter, und
Janus, der Gott des Ein- und Ausgangs. An Türen und Toren sah
man den Kopf des Janus mit zwei Gesichtern. Seine von Numa erbaute
Tempelhalle wurde beim Auszuge des Heeres geöffnet, beim Eintritt des
Friedens geschlossen.
2. Der Götterdienst war an zahlreiche Förmlichkeiten (Zeremonien)
gebunden, deren Nichtbeachtung bei Gebet und Opfer den Zorn der
Götter erregte. Jede Familie hatte ihre Hausgötter um den Herd,
denen der Vater Opfer darbrachte. Doch war die Religion vor allem
Staatssache wie bei den Griechen. Die Priester, an deren Spitze der
Oberpriester (Pontifex Maximus) stand, waren Staatsbeamte und bildeten
meist Kollegien. Ein solches Kollegium waren die Vestalischen Jung-
franen, die das ewige Feuer im Tempel ihrer Göttin zu unterhalten hatten.