Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (H. 2)

§55 
Die beiden ersten fränkischen (satischen) Kaiser. 
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f) Auch in der tnnertt Reichsverwaltung bewährte sich Konrads kraft- 
volle Persönlichkeit. Wie sein Vorgänger in der Geistlichkeit, so fand er einen 
Rückhalt gegen die Reichsfürsten in ihren Vasallen, den kleineren Lehns- 
trägem, indem er die Anerkennung der Erblichkeit aller Lehen durch- 
setzte. Dafür hielten denn auch die Grafen und Herren im Schwabenlande 
ihrem kaiserlichen Herrn die Treue gegen den Empörer Herzog Ernst. — 
Zur Verwaltung des Königsgutes nahm er die Dienste der sogenannten 
Ministerialen*) in Anspruch; es waren unfreie Leute, die von geist- 
lichen oder weltlichen Machthabern zu Hof- und Kriegsdiensten heran- 
gezogen und mit Lehen ausgestattet wurden. Da sie beritten waren und 
in der Umgebung der hohen Herren weilten, so vergaß man bald ihre 
Herkunft und erhob sie über die nicht zu Roß dienenden Leute. — Auch 
den Städten war Konrad ein wohlwollender Herrscher. — Sein Sohn 
Heinrich wurde schon als Knabe als sein Nachfolger anerkannt. 
2. Heinrich III., 1039—1056. a) Heinrich III., der bei seinem 1039. 
Regierungsantritt im Besitze der drei Herzogtümer Franken, Schwaben 
und Bayern über eine ungewöhnliche Machtfülle verfügte, wandte seine 
Waffen zunächst gegen Böhmen und Ungarn. Den Herzog Bretislaw 
von Böhmen, den Eroberer Polens, ber ein großes Slawenreich gründen 
wollte, zwang er zur Hnlbignng unb setzte in Polen den Herzog als 
seinen Lehnsmann wieder ein. Dann wurde Ungarn überwältigt und 
mußte, wenn auch nur vorübergehend, die deutsche Oberhoheit anerkennen. 
b) Von dem burgundischen Kloster Elllny, mit dem sich viele andere 
Klöster zum Orden der Klnniazenser zusammentaten, ging eine kirchliche 
Reformbewegung aus. Ihre Anhänger wollten in den Klöstern strengere 
Zucht einführen, im öffentlichen Leben Willkür unb Gewalttätigkeit fern- 
halten unb bie Macht ber Kirche heben. Der fromme Kaiser war ein 
eifriger Förberer ber Reformpartei; seine zweite Gemahlin, Agnes von 
Poitiers, beren Voreltern Cluny gestiftet hatten, bestärkte ihn noch in 
diesem Bestreben. Deshalb bekämpfte er die Simonie (Verkauf geist- 
lieh er Ämter), ebenso bas Fehdewesen; die von ber französischen Geist¬ 
lichkeit geschaffene Einrichtung bes Gottesfriebens Waffenruhe von 
Mittwoch abenb bis Montag morgen), ber sich in Frankreich durchsetzte, 
ließ er für Burgund zu**). — In Rom traten drei Päpste gleichzeitig 
ans. Heinrich ließ auf einer Romfahrt durch die Kirchenverfammlung zu 
Sutri alle drei entthronen und bewirkte die Wahl eines deutschen Bischofs 
zum Papst. Noch dreimal besetzte er auf den Wunsch der Römer den 
päpstlichen Stuhl mit deutschen Bischöfen, die mit ihm einig waren in 
seinen Reformbestrebungen. 
*) Vom lateinischen ministerium — Dienst; Ministerialen bedeutet also Dienst- 
mannen. 
**) Für Deutschland bedurfte es damals bei der Machtfülle des Kaisertums einer 
so außergewöhnlichen Inanspruchnahme kirchlicher Hilfe nicht.
	        
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