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Die beiden letzten fränkischen lsalischen) Kaiser.
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b) Kampf mit den Sachsen. Heinrich wünschte sich in Sachsen
eine feste Stellung zu schassen, die ihm auch wirtschaftliche Vorteile bringen
sollte. Das Gebiet zwischen Harz und Thüringer Wald suchte er als Krön-
gut zurückzugewinnen; zur militärischen Sicherung diente die Anlage zahl-
reicher Burgen, die er meist mit schwäbischen Dienstmannen besetzte. Dieses
Vorgehen des Königs erregte Besorgnis bei Fürst und Volk. Da nun
auch noch die Kosten für den Hofhalt aufzubringen und drückende Spann-
dienste für die Herstellung der Befestigungswerke zu leisten waren, kam
es zur Empörung. In starker Anzahl rückten die sächsischen Bauern gegen.
die Harzburg, wo Heinrich sich aufhielt. Der flüchtige König fand Auf-
nähme bei den Bürgern von Worms; aber erst nach zwei Jahren, nachdem
die Sachsen durch rohe Wut bei der Zerstörung der Burgen allgemein Un-
willen erregt hatten, konnte er ein genügendes Reichsheer gegen sie auf-
stellen. Er besiegte sie 1075zbet Homburg an der Unstrut: die Burgen 1075.
wurden wiederaufgebaut. /' ✓v y\^3
c) Kampf mit Gregor VII. und den deutschen Fürsten.
Gregor VII., einer der gewaltigsten Päpste, hatte als Mönch im Kloster
Cluny seine Ausbildung erhalten und dann als Ratgeber mehrerer Päpste
und Kanzler der römischen Kirche eine einflußreiche Stelle bekleidet. Er
suchte die Kirche von inneren Schäden zu heilen, in ihr den päpstlichen
Willen zur höchsten Geltung zu bringen und dieser Kirche die Herrschaft
in der Welt zu erringen. Denn er lebte der Überzeugung, daß das Reich
Gottes auf Erden nur unter der von keiner weltlichen Macht eingeschränkten
Leitung des Papstes verwirklicht werden könnte. Auf sein Betreiben war
schon während Heinrichs IV. Minderjährigkeit durch eine Kirchenversamm-
lung in Rom die Papstwahl, die bisher das römische Volk und die
Geistlichkeit vollzogen hatten, den Kardinälen übertragen worden, wobei
die Bestätigung durch den Kaiser nur mehr von untergeordneter Bedeutung
war. Nach seiner Thronbesteigung (1073) erneuerte er das alte Gebot
des Zölibats (Ehelosigkeit der Geistlichen) und drang trotz heftigen
Widerspruchs nachdrücklich auf dessen Durchführung. Er verbot die In-
vestitur*) Geistlicher durch Laien, eine Maßregel, welche die deutsche
Königsmacht besonders hart traf und den fünfzigjährigen Jnvestitnrstreit
herbeiführte. Denn hier in Deutschland waren die Bischöfe recht eigentlich
die vornehmsten Beamten des Reiches (vgl. § 53, 5): jeder Herrscher
mußte auf Wahrung seines Einflusses bei ihrer Ernennung bestehen. Auch
der Kampf gegen die Simonie wurde fortgesetzt.
Heinrich beachtete das Jnvestiturverbot jedoch nicht, zumal er die
Verhängung des Bannes über fünf seiner Räte wegen Simonie als eine
unfreundliche Handlung empfand. Daraufhin übersandte Gregor dem
König ein in scharfen Ausdrücken gehaltenes Schreiben und ließ ihm durch
die Überbringer Bann und Absetzung androhen. Heinrich berief nunmehr
1076 die deutschen Bischöfe nach Worms und ließ die Absetzung des Papstes 1076.
*) Investitur — wörtlich: Einkleidung — ist die feierliche Einsetzung in ein Amt.