Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (H. 2)

§66 
Die beiden letzten fränkischen lsalischen) Kaiser. 
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b) Kampf mit den Sachsen. Heinrich wünschte sich in Sachsen 
eine feste Stellung zu schassen, die ihm auch wirtschaftliche Vorteile bringen 
sollte. Das Gebiet zwischen Harz und Thüringer Wald suchte er als Krön- 
gut zurückzugewinnen; zur militärischen Sicherung diente die Anlage zahl- 
reicher Burgen, die er meist mit schwäbischen Dienstmannen besetzte. Dieses 
Vorgehen des Königs erregte Besorgnis bei Fürst und Volk. Da nun 
auch noch die Kosten für den Hofhalt aufzubringen und drückende Spann- 
dienste für die Herstellung der Befestigungswerke zu leisten waren, kam 
es zur Empörung. In starker Anzahl rückten die sächsischen Bauern gegen. 
die Harzburg, wo Heinrich sich aufhielt. Der flüchtige König fand Auf- 
nähme bei den Bürgern von Worms; aber erst nach zwei Jahren, nachdem 
die Sachsen durch rohe Wut bei der Zerstörung der Burgen allgemein Un- 
willen erregt hatten, konnte er ein genügendes Reichsheer gegen sie auf- 
stellen. Er besiegte sie 1075zbet Homburg an der Unstrut: die Burgen 1075. 
wurden wiederaufgebaut. /' ✓v y\^3 
c) Kampf mit Gregor VII. und den deutschen Fürsten. 
Gregor VII., einer der gewaltigsten Päpste, hatte als Mönch im Kloster 
Cluny seine Ausbildung erhalten und dann als Ratgeber mehrerer Päpste 
und Kanzler der römischen Kirche eine einflußreiche Stelle bekleidet. Er 
suchte die Kirche von inneren Schäden zu heilen, in ihr den päpstlichen 
Willen zur höchsten Geltung zu bringen und dieser Kirche die Herrschaft 
in der Welt zu erringen. Denn er lebte der Überzeugung, daß das Reich 
Gottes auf Erden nur unter der von keiner weltlichen Macht eingeschränkten 
Leitung des Papstes verwirklicht werden könnte. Auf sein Betreiben war 
schon während Heinrichs IV. Minderjährigkeit durch eine Kirchenversamm- 
lung in Rom die Papstwahl, die bisher das römische Volk und die 
Geistlichkeit vollzogen hatten, den Kardinälen übertragen worden, wobei 
die Bestätigung durch den Kaiser nur mehr von untergeordneter Bedeutung 
war. Nach seiner Thronbesteigung (1073) erneuerte er das alte Gebot 
des Zölibats (Ehelosigkeit der Geistlichen) und drang trotz heftigen 
Widerspruchs nachdrücklich auf dessen Durchführung. Er verbot die In- 
vestitur*) Geistlicher durch Laien, eine Maßregel, welche die deutsche 
Königsmacht besonders hart traf und den fünfzigjährigen Jnvestitnrstreit 
herbeiführte. Denn hier in Deutschland waren die Bischöfe recht eigentlich 
die vornehmsten Beamten des Reiches (vgl. § 53, 5): jeder Herrscher 
mußte auf Wahrung seines Einflusses bei ihrer Ernennung bestehen. Auch 
der Kampf gegen die Simonie wurde fortgesetzt. 
Heinrich beachtete das Jnvestiturverbot jedoch nicht, zumal er die 
Verhängung des Bannes über fünf seiner Räte wegen Simonie als eine 
unfreundliche Handlung empfand. Daraufhin übersandte Gregor dem 
König ein in scharfen Ausdrücken gehaltenes Schreiben und ließ ihm durch 
die Überbringer Bann und Absetzung androhen. Heinrich berief nunmehr 
1076 die deutschen Bischöfe nach Worms und ließ die Absetzung des Papstes 1076. 
*) Investitur — wörtlich: Einkleidung — ist die feierliche Einsetzung in ein Amt.
	        
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