Full text: Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-Preußische Geschichte (H. 3)

Quellensätze. 
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Articulus 15. Städte-Sachen. 
§ 1. Das G.-O.-F.-K.- u. D.-Direktorium muß sich besten Fleißes angelegen sein lassen, 
daß alle wüste Stellen in unseren Städten ansgebauet, alle Häuser mit Ziegeln 
gedecket, auch die Städte wohl verschlossen werden, um durch dieses letztere die 
Accise-Desraudationes desto besser zu verhüten. 
§ 2. Unsere Städte in Preußen versallen gar sehr, und die bebauten Stellen gehen ein, 
wie wir solches zu Mohruugen, Liebstadt und Holland selbst ge- 
sehen, auch noch viele andere Städte in Preußen sich befinden, die in ebenso 
schlechtem Zustande respectu (= hinsichtlich) der Häuser und Gebäude sind; und 
muß das G.-O.-F.-K.- n. D.-D. es an nichts erwinden (= ermangeln) lassen, 
um diesem Übel und vielen andern bei unseren Städten in Preußen befindlichen, zu 
unserem und der Städte in Preußen selbsteignem höchsten Schaden gereichenden Um- 
ständen bald und sufficaminent zu remedieren. Das G.-O.-F.-K.- u. D.-D. soll auch 
neue Städte in Litauen anzulegen suchen und mit allem Ernst und vigueur zu der 
Sache tun, damit unsere deshalb führende Intention bald möglichst erfüllet werde. 
14) Aus dem Auti-Macchiavell ^Übersetzung aus dem Französischen). Es 
würde Macchiavelli schlecht angestanden haben zu sagen, daß die Völker es für ihre 
Ruhe und Erhaltung notwendig erachteten, Richter zur Schlichtung ihrer Streitigkeiten 
zu haben, Beschützer ihres Eigentums Feinden gegenüber, Oberhäupter, um ihre ver¬ 
schiedenen Interessen in einem großen einheitlichen Gesichtspunkte zusammenzufassen; 
daß sie anfangs jene aus ihrer Mitte wählten, die sie für die weisesten, gerechtesten 
und uneigennützigsten, menschlichsten, tapfersten hielten, sie zu regieren. Gerechtigkeit 
ist also, würde man ihm entgegengehalten haben, das höchste Ziel eines Fürsten; das 
Wohl des Volkes also, das er regiert, muß er jedem andern Vorteil vorziehen. Haben 
dann aber die Trugbilder des Eigennutzes, des äußeren Glanzes, des Ehrgeizes und der 
Herrscherwillkür noch Raum? Es ergibt sich, daß der Fürst, weit entfernt, der unbeschränkte 
Gebieter der unter seiner Herrschaft stehenden Völker zu sein, nur der erste Diener ist. 
15) Aus der 1902 veröffentlichten Instruktion Friedrich Wilhelms I. für 
seinen Nachfolger, seinem sogenannten politischen Testament. „Kurfürst Friedrich 
Wilhelm hat das rechte Flor und Aufnahme in unser Haus gebracht, mein Vater hat 
dte königliche Würde gebracht, ich habe das Land und die Armee in Stande gebracht. 
An Euch, mein lieber Successor, ist, was Eure Vorfahren angefangen, zu soutenieren 
und Eure Länder uud Prätensionen dabei zu schaffen, die unserem Hause von Gottes 
und Rechts wegen gehören. Betet zu Gott und fanget nie einen ungerechten Krieg an 
aber wozu Ihr Recht habet, da lasset nicht ab ... . Eure Finanzen müsset Ihr 
selber und allein traktieren und das Kommando bei der Armee selber und allein be- 
stellen." Offiziere und Beamte müssen wissen, „daß Ihr den Knopf auf dem 
Beutel allein habt . . . . Aber arbeiten müßt Ihr, so wie ich beständig getan: 
fem Regente, der mit Houueur in der Welt regieren will, muß seine Affären alles 
selber tun; denn die Regenten find zur Arbeit erkoren .... Wenn das Land gut 
peuMeret ist, das ist der rechte Reichtum." Wo kleine Städte fehlen, find fie anzu- 
legen. Manufakturen, hauptsächlich für Tuch- uud Wollwaren, sind überall einzurichten. 
„Alsdann werdet Ihr sehen, wie Eure Revenuen zunehmen werden und Eure Laude 
in floriffanten Stande kommen .... Früher schickten wir das Geld außer Landes 
und cho kommet aus anderen Landen Geld ins Land .... Ein Land fonder Manu- 
faktureu ist ein menschlicher Körper sonder Leben, ergo ein totes Land, das beständig 
power und elendig ist und nicht zum Flor sein Tage nicht gelangen kann. Derowegen 
bitte ich Euch, mem Successor, konservieret die Manufakturen, protegieret sie 
und Pflanzet fte fort und fort, breitet sie in Eure Laude aus." 
fir. .16) Randbescheide Friedrichs des Großen. 1. An den Präsidenten des Kon- 
sistorinms: Die Religionen müssen alle Tolleriret werden, . ... denn hier mus ein 
®Cme[ Selich werden." - 2. An einen Hauptmann, der zum Major 
befördert zu werden wünschte: „Das Regiment ist beständig bohr den Feindt gelaufen, 
^rtoen I allerwegens mitgelaufen Seindt; ich avansire die Officiers, die 
den Femdt geschlagen haben, aber nicht diejenigen, die nirgeudt sich gehalten haben." — 
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