Full text: Die Zeit der Religionskämpfe und die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt, Brandenburgisch-Preußische Geschichte (H. 3)

§89 
Das Ordensland Preußen. 
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Der Kurfürst mußte ihnen die eigene Verwaltung der neuen Steuern 
(ständisches Kreditwerk) und das Recht der Mitwirkung bei allen wichtigen 
Regierungshandlungen zugestehen. 
Wie erklärt es sich, daß die vier zuletzt genannten Kurfürsten Beinamen aus dem 
klassischen Altertum erhielten? 
§ 89. Das Ordensland Preußen. 
1. Die alten Preußen. In das Land nordöstlich der unteren Weichsel, 
das in der Völkerwanderung die Goten verlassen hatten, waren die 
litauischen Porussen oder Preußen eingezogen. Sie lebten als Hirten und 
Ackerbauer und verharrten zäh im Heidentum. Der Bischof Adalbert von 
Prag, Kaiser Ottos III. Freund, der als Glaubensbote zu ihnen kam, 
wurde von ihnen erschlagen (§ 54). Vergebens bemühten sich die pol- 
nischen Könige in jahrhundertelangen Kämpfen, sie zu unterwerfen. Ver- 
geblich waren im Anfang des 13. Jahrhunderts die Versuche des Mönches 
Christian von Oliva, sie zum Christentum zu bekehren. Da rief der 
polnische Herzog von Masovien, der dem eifrigen Apostel seinen Schutz 
hatte angedeihen lassen, den Deutschen Orden gegen sie zu Hilfe. 
2. Unterwerfung durch den Deutschen Orden. Der Hochmeister 
Hermann von Salza (d.i. Langensalza), Kaiser Friedrichs II. Freund 
(§ 62), dem die Bekämpfung der Preußen als eine würdige Aufgabe 
erschien, beauftragte 1230 einen Teil seiner Ritter, dem Rufe Folge zu 1230^— 
leisten. Sie erbauten an der Weichsel eine feste Burg, Thorn, und'" 
begannen die Eroberung. Dabei war die Hilfe des Ordens der Schwert- '1 fC 
brüder, die Livland, Estland und Kurland dem Christentum erschlossen 
hatten, von nicht geringer Bedeutung: 1237 schloß sich diese geistlich- 
ritterliche Bruderschaft dem Deutschen Orden an. Aber die Preußen, be- 
günstigt durch Wälder und Sümpfe, leisteten verzweifelte Gegenwehr, und 
nur ganz allmählich, in fünfzigjährigem Kampfe, wurde das Land unter- 
worfeu. Reichen Zuzug erhielten die Ritter aus Deutschland. So führte 
König Ottokar von Böhmen, der spätere Gegner Rudolfs von Habsburg, 
in Verbindung mit Markgraf Otto III. von Brandenburg ein großes 
„Kreuzheer" ins Preußenland. Auf den Rat König Ottokars gründeten 
die Ordensritter am Pregel eine Burg und nannten sie ihm zu Ehren 
Königsberg. In die eroberten Gebiete zogen deutsche Ansiedler, 
namentlich aus den niederrheinischen Gegenden; Ritter, Bauern und Bürger 
gründeten Burgen, Dörfer und Städte. 
3. Herrschaft des Deutschen Ordens. Nach dem Falle von Akkon 
(1291) verlegte der Orden seinen Hauptsitz nach Venedig und 1309 nach 1309. 
der Marien bürg/ Von hier aus regierte der Hochmeister mit Hilfe der 
Ordensmitglieder Has Land; hier hielt er die Hauptversammlungen (Kapitel) 
des Ordens ab, hier empfing er die Gesandten fremder Mächte. Unter 
der straffen Regierung des Ordens hob sich der Zustand des jungen 
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