Contents: Griechische Geschichte

Warnungen des Artabanus 
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Mann, sprach Xerxes, was sollen denn das für zwei Mächte sein? Scheint 
dir etwa mein Landheer an Stärke den Griechen nicht gewachsen? oder 
die Seemacht? oder beides zusammen? denn wenn es irgend in diesem 
Stücke fehlt, so soll man gleich ein zweites Aufgebot ergehen lassen. 
Artabanns entgegnete: kein verständiger Mensch wird dein Heer und deine 
Flotte zu schwach finden; ja, wenn du beide noch verstärktest, würden 
jene zwei Mächte noch viel mehr wider dich sein. Die zwei Mächte aber, 
die ich meine, sind das Land und Vas Meer. Für diese Menge von 
Schiffen bietet das Meer nirgends einen Hafen dar, in welchem sie vor 
einem Sturme Sicherheit fänden, während du nicht bloß irgendwo einen 
einzigen Hafen, sondern viele Häfen an der ganzen Küste nötig hast, an 
der dein Kriegszug hin gehen wird. So bedroht dich die eine Macht, 
das Meer. Die andere, das Land, bekämpft dich durch den Hunger, der 
für dein zahlloses Heer um so verderblicher werden muß, je weiter du, 
durch glückliche Erfolge irre geleitet, in Europa vordringen wirst. Der 
König erkannte die gute Gesinnung seines Oheims, ohne die Richtigkeit 
seiner Ansicht einzusehen. Wenn Cyrns, Kambyses und Darms, meinte 
er, solche Besorgnisse gehegt und auf solche Ratgeber geachtet hätten, so 
wäre aus Persien nimmermehr ein so gewaltiges Reich geworden. Ohne 
den Ansgang ängstlich zu berechnen, wolle darum auch er die beste Jah¬ 
reszeit zum Kriegszuge verwenden, ganz Europa unterwerfen und dauu 
wieder umkehren. Gegen Hungersnot würden die mitgenommenen Lebens¬ 
mittel und die in Feindesland zu findenden schützen; denn es seien ja 
nicht Hirtenvölker, sondern Ackerbauer, die er mit Krieg überziehen wolle. 
Zugleich gab er dem Oheim die Anweisung, nach Susa zurückzukehren 
und dort in der Regierung des ganzen Reiches seine Stelle zu vertreten; 
denn er sei der einzige, dem der König sein Haus und sein Land anver¬ 
trauen könne. Die andern vornehmsten Befehlshaber versammelte er um 
sich, munterte sie auf sich im bevorstehenden Kriege des persischen Namens 
würdig zu erweisen und bestimmte den Übergang nach Europa auf den 
folgenden Tag. 
An dem Tage des Übergangs wartete man den Ausgang der 
Sonne ab, bevor man den Marsch antrat. Als sie aufstieg, betete Terxes 
zur ihr um Glück und Segen für feinen Kriegszug uud brachte ihr ein 
Trankopfer. Sieben Tage und ebenso viele Nächte dauerte der Zug des 
Heeres über die beiden Brücken unausgesetzt, während Peitschenhiebe den 
Schritt der Soldaten beschleunigten. In der thracischen Stadt Doriskns 
zählte der König sein Landheer, und zwar wie überliefert wird, auf
	        
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