§ 98. Vom zweiten Pariser Frieden bis zum Tode Friedrich Wilhelms in. 89
des Zollvereins traten um so mehr hervor, je mehr für die Ver-
besserung der Verkehrsmittel geschah. Die Kunststraßen (Chausseen)
wurden bedeutend vermehrt, und das Postwesen, das in der Kriegs-
zeit in Verfall geraten war, wurde zum Schnellpostwesen ausge-
bildet. Aber schon war die Erfindung gemacht, die nicht nur die
schwerfällige Postkutsche (Fig. 155) zurückgedrängt, sondern im ganzen
Verkehrswesen, in Handel und Industrie die größte Umwälzung her-
vorgerufen hat: die Dampfmaschine. In ihrer einfachsten Form
erfunden von dem aus Frankreich stammenden Marburger Professor
Papin um 1700, war sie verbessert und für die Industrie nutzbar
gemacht durch den Engländer James Watt um 1780. Die An¬
wendung der Dampfkraft wurde bald dreifach:
a) Sie verdrängte in den Fabriken die viel teurere Menfchen-
kraft, und die Erzeugnisse wurden billiger. Je mehr diese im Preise
sanken, und je mehr der Wohlstand zunahm, desto stärker wurde die
Nachfrage; deshalb vergrößerten und vermehrten sich die Fabriken (zum
Nachteil des Kleingewerbes), und mit ihnen wuchs wieder die Zahl der
zur Bedienung der Maschinen nötigen Arbeiter.
Vergleiche den modernen Arbeiterstand mit dem der früheren Leibeigenen!
b) Nachdem der Engländer Stephenson (spr. Stiwensn) 1814 1814.
die erste brauchbare Lokomotive erbaut hatte, fing man in den
zwanziger Jahren in England an, Schienenwege für öffentliche Be-
förderung von Waren und Personen herzustellen. Die erste deutsche
Eisenbahn wurde 1835 von Nürnberg nach Fürth gebaut. (Fig. 156.) 1835.
c) Zur Fortbewegung eines Schiffes wurde der Dampf zuerst
von Papin angewandt. Nach der Verbesserung durch den Amerikaner
Fulton nm 1800 kamen die Dampfschiffe allgemein in Gebrauch.
Der erste elektromagnetische Telegraph wurde 1833 von Gauß 1833.
und Weber in Göttingen ausgeführt.
Welche Bedeutung hat der Telegraph für den Handel, für die Eisenbahnen.
für die Schiffahrt, für die Witterungskunde, für die Zeitungen, im Gerichts-
wesen, im Kriege, bei Unglücksfällen?
Die bildende Aunst unter Ludwig I. von Bayern. Der für
alles Schöne und Hohe begeisterte König Ludwig I. von Bayern, der
1825 zur Regierung kam, machte München zum Hauptsitz deutscher 1825.
Kunst. Unter den Prachtbauten, die er in allen möglichen Stilen
aufführen ließ, seien erwähnt: die Ludwigskirche, die Basilika des
hl. Bonifatius, die Ruhmeshalle, die Propyläen, die Glypto-
thek (Statuensammlung) und die alte Pinakothek (Gemäldesammlung)
in München; die Walhalla bei Regensburg, die Büsten deutscher
Männer und Frauen enthält; die Befreiungshalle bei Kelheim.