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Überblick über die Brandenburgisch - Preußische Geschichte.
unbesiegbares Rechtsgefühl. Aber trotz semer Friedensliebe zwangen ihn
die Verhältnisse, sein Recht mit dem Schwerte geltend zu machen.
Kampf gegen die Städte. Während der Regierung der Bayern und
Luxemburger hatten die Städte sich eine Reihe von Rechten angeeignet,
bei denen eine zielbewußte Landesverwaltung nicht bestehen konnte. So
waren beispielsweise die Richter in Berlin nicht kurfürstliche, sondern
städtische Beamte. Zu der Wahl der städtischen Beamten wurde die
Genehmigung der Kurfürsten nicht eingeholt. Der Kurfürst sollte nicht
einmal das Recht haben, mit Truppen in die Stadt einzuziehen ohne
Erlaubnis des Bürgermeisters. Friedrich wollte die Rechte aus ein er-
trägliches Maß beschränken, aber die Städte setzten sich zur Wehr, und
Friedrich mußte mit Waffengewalt seine eignen Untertanen zum Gehorsam
zwingen. Dann aber zeigte er sich wieder als milden Herrn.
Rückkauf der Neumark. Auf friedlichem Wege war er auf die Ver-
größerung seiner Besitzungen bedacht. Die Neumark, die von Sigismund
verkauft worden war, kaufte er zurück.
Friedrichs Rechtschaffenheit. Zu jener Zeit regierte im Deutschen
Reiche Kaiser Friedrich HI., den man wegen seiner Untätigkeit des Deutschen
Reiches Erzschlafmütze nannte. Die Fürsten gingen mit dem Plane um,
ihn abzusetzen, und sie hätten ihr Vorhaben ausgeführt, wenn nicht der
Kurfürst von Brandenburg mit aller Entschiedenheit die Rechte des Kaisers
vertreten hätte. Der König von Böhmen bot ihm die Lausitz an, wenn
er in die Absetzung des Kaisers einwilligen würde. Jener hoffte als-
dann Kaiser zu werden. Der Kurfürst blieb standhaft.
Religiöse Gesinnung. Friedrich II. war ein Fürst von großer
Frömmigkeit. In Berlin gründete er eine Pfarrkirche und in Stendal
ein Kloster. Er hielt auf strenge Sonntagsheiligung und verlangte
namentlich von den Großbauern des Landes, daß sie am Sonntage von
ihren Gutsleuten keine knechtlichen Arbeiten und keinerlei Dienstleistungen
beanspruchten. Er selbst unternahm eine Wallfahrt nach dem Heiligen
Lande. Mit den Rittern und den Edlen des Landes trat er zu einem Vereine
zusammen, dessen Zweck war, das ganze Leben nach den Grundsätzen der
christlichen Religion einzurichten. Diese Gesellschaft hieß die Schwanen-
gesellschast oder der Schwanenorden, weil der Schwan ihr Wahrzeichen
war. Der Schwan, sagt man, geht heiter aus diesem Leben, und ohne
Sorge können auch aus dem Leben gehen, die ihren Wandel nach den
Geboten Gottes eingerichtet haben.
Berlin wird Residenz. Unter Friedrich II. wurde Berlin die Re-
sidenzstadt unsrer Fürsten. Er legte dort eine Burg an, die noch einen Teil
des heutigen Königlichen Schlosses ausmacht. Diese Burg bewohnte er meist.
Persönlichkeit. Friedrich war ein einfacher Fürst. Er hat nicht, wie
sein Vater, in die Geschicke des Deutschen Reiches eingegriffen. Sein
Ehrgeiz war, sein angestammtes Kurfürstentum gut zu regieren.
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