Full text: Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Überblick über die Brandenburgisch - Preußische Geschichte. 
unbesiegbares Rechtsgefühl. Aber trotz semer Friedensliebe zwangen ihn 
die Verhältnisse, sein Recht mit dem Schwerte geltend zu machen. 
Kampf gegen die Städte. Während der Regierung der Bayern und 
Luxemburger hatten die Städte sich eine Reihe von Rechten angeeignet, 
bei denen eine zielbewußte Landesverwaltung nicht bestehen konnte. So 
waren beispielsweise die Richter in Berlin nicht kurfürstliche, sondern 
städtische Beamte. Zu der Wahl der städtischen Beamten wurde die 
Genehmigung der Kurfürsten nicht eingeholt. Der Kurfürst sollte nicht 
einmal das Recht haben, mit Truppen in die Stadt einzuziehen ohne 
Erlaubnis des Bürgermeisters. Friedrich wollte die Rechte aus ein er- 
trägliches Maß beschränken, aber die Städte setzten sich zur Wehr, und 
Friedrich mußte mit Waffengewalt seine eignen Untertanen zum Gehorsam 
zwingen. Dann aber zeigte er sich wieder als milden Herrn. 
Rückkauf der Neumark. Auf friedlichem Wege war er auf die Ver- 
größerung seiner Besitzungen bedacht. Die Neumark, die von Sigismund 
verkauft worden war, kaufte er zurück. 
Friedrichs Rechtschaffenheit. Zu jener Zeit regierte im Deutschen 
Reiche Kaiser Friedrich HI., den man wegen seiner Untätigkeit des Deutschen 
Reiches Erzschlafmütze nannte. Die Fürsten gingen mit dem Plane um, 
ihn abzusetzen, und sie hätten ihr Vorhaben ausgeführt, wenn nicht der 
Kurfürst von Brandenburg mit aller Entschiedenheit die Rechte des Kaisers 
vertreten hätte. Der König von Böhmen bot ihm die Lausitz an, wenn 
er in die Absetzung des Kaisers einwilligen würde. Jener hoffte als- 
dann Kaiser zu werden. Der Kurfürst blieb standhaft. 
Religiöse Gesinnung. Friedrich II. war ein Fürst von großer 
Frömmigkeit. In Berlin gründete er eine Pfarrkirche und in Stendal 
ein Kloster. Er hielt auf strenge Sonntagsheiligung und verlangte 
namentlich von den Großbauern des Landes, daß sie am Sonntage von 
ihren Gutsleuten keine knechtlichen Arbeiten und keinerlei Dienstleistungen 
beanspruchten. Er selbst unternahm eine Wallfahrt nach dem Heiligen 
Lande. Mit den Rittern und den Edlen des Landes trat er zu einem Vereine 
zusammen, dessen Zweck war, das ganze Leben nach den Grundsätzen der 
christlichen Religion einzurichten. Diese Gesellschaft hieß die Schwanen- 
gesellschast oder der Schwanenorden, weil der Schwan ihr Wahrzeichen 
war. Der Schwan, sagt man, geht heiter aus diesem Leben, und ohne 
Sorge können auch aus dem Leben gehen, die ihren Wandel nach den 
Geboten Gottes eingerichtet haben. 
Berlin wird Residenz. Unter Friedrich II. wurde Berlin die Re- 
sidenzstadt unsrer Fürsten. Er legte dort eine Burg an, die noch einen Teil 
des heutigen Königlichen Schlosses ausmacht. Diese Burg bewohnte er meist. 
Persönlichkeit. Friedrich war ein einfacher Fürst. Er hat nicht, wie 
sein Vater, in die Geschicke des Deutschen Reiches eingegriffen. Sein 
Ehrgeiz war, sein angestammtes Kurfürstentum gut zu regieren. 
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