Full text: Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Überblick über die Brandenburgisch-Preußische Geschichte. 
er begraben. Seine Regierung dauerte von 1499 bis 1535. Durch 
Testament hatte er seinem zweiten Sohne Johann die Neumark mit 
der Residenz Küstrin verliehen. Das war gegen die Dispositio Achillea. 
Nach Johanns Tode fiel die Neumark wieder an das Stammland zurück. 
Aurfürst Joachim II. 
Joachim II. regierte von 1535 bis 1571. Seine Regierung fällt in 
die letzte Hälfte der Regierung Kaiser Karls V. und in diejenige des 
Kaisers Ferdinand I. 
Wichtige Ereignisse. Drei wichtige Ereignisse kennzeichnen diesen Zeit- 
abschnitt. Erstens trat der Kurfürst mit seiner Familie im Jahre 1539 
zur evangelischen Kirche über. Seit 1539 gehört unser Herrscher¬ 
haus dem evangelischen Bekennwisse an. Zweitens schloß Joachim einen 
Erbvertrag mit dem Herzoge Friedrich II. von Liegnitz, Brieg und 
Wohlau in Schlesien, der mit einer Prinzessin aus dem Hause Hohen- 
zollern vermählt war. Diesen Vertrag erklärte Kaiser Ferdinand L als 
König von Böhmen und Oberlehnsherr Friedrichs II. für ungültig. Nach 
dem Aussterben des herzoglichen Hauses (1675) setzte sich daher Österreich 
in den Besitz der genannten Gebiete. Erst im 18. Jahrhundert brachte 
König Friedrich II. von Preußen in den Schleichen Kriegen die Rechte 
seines Vorgängers zur Geltung. Drittens empfing er vom Könige von 
Polen die Mitbelehnung über das Herzogtum Preußen. Infolge- 
dessen hatte der Kurfürst nach dem Aussterben der verwandten herzog- 
lichen Familie die nächste Anwartschaft auf das Herzogtum. 
Persönlichkeit. Kurfürst Joachim II. besaß eine gründliche Bildung 
in den alten Sprachen und in der Volkswirtschaft. Seinen Gesichts- 
kreis hatte er durch Reisen erweitert. Im Jahre 1532 führte er das Reichs- 
Heer gegen die Türken und zeichnete sich durch Tapferkeit so sehr aus, 
daß Kaiser Karl V. ihm eigenhändig den Ritterschlag erteilte. Man legte 
ihm den Beinamen Hektor bei, um seine Tapferkeit zu ehren. *) 
Aurfürst Johann Georg. 
Im Alter von 46 Jahren trat Johann Georg die Regierung an. 
Seine wissenschaftliche Ausbildung hatte er an der Universität Frankfurt 
genossen; in ritterlichen Künsten war er wohlerfahren. 
Gegen den Aufwand der Bürger erließ er strenge Verordnungen. Er 
teilte die Bürger nach ihrer Berufsart in vier Rangklassen und 
schrieb genau vor, wie die Angehörigen der einzelnen Klassen 
sich zu kleiden hätten, und wieviel sie bei den einzelnen Fa- 
milienfesten verausgaben dürften. Er selbst ging mit dem Beispiele 
*) Hektor war der tapferste der Helden, die im Trojanischen Kriege Troja gegen 
die Griechen verteidigten.
	        
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