Full text: Die Völker des Altertums, Römer und Germanen bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Die Blütezeit Griechenlands. 6. Das goldne Zeitalter Athens unter Perikles. 41 
der Handlung zum Bewußtsein. Dadurch hat das griechische Drama in 
der Blütezeit viel zur Veredlung der Zuschauer beigetragen. Perikles 
würdigte diese erzieherische Seite des Theaters so sehr, daß er armen 
Bürgern für dessen Besuch das Eintrittsgeld ersetzen ließ. Das griechische 
Theater unterschied sich in der äußern Bauart von dem unsern. Die 
Bühne, auf der die handelnden Personen auftraten, war überdacht und 
ein Gebäude für sich. Vor ihr war die Tribüne für die Zufchauer im 
Halbkreise aufgeführt. Diese war ohne Dach. Zwischen der Bühne und 
der Tribüne befand sich die Orchestra, der für den Chor bestimmte 
Raum. (Fig. 14.) 
Baukunst. Auch die Baukunst und die bildende Kunst gelangten 
unter der Regierung des Perikles und unter seinem mächtigen Schutze 
zur höchsten Blüte. Die Akröpolis, die Burg von Athen, verschönerte 
er durch drei prachtvolle Bauwerke, das Odeon, den Parthenon und 
die Propyläen; das Erechtheion, das während der Perserkriege ver- 
brannt worden war, stellte er wieder her. (Fig. 8, 13 u. 15.) 
Das Odeon war ein Festgebäude, in dem sich die Athener ver- 
sammelten, um den Meistern des Gesanges, der Rede, des Zither- und 
des Flötenspieles zuzuhören. 
Auf der höchsten Spitze erhob sich der Parthenon, der jung- 
fraulichen Göttin Pallas Athene geweiht. (Fig. 15.) Er war ein großer 
Festsaal, rings von Säulenhallen umgeben. Die innern Wände waren 
mit Bildwerken geschmückt, die Szenen aus der Götter- und Heldensage 
darstellten. Die Schutzgöttin Athens stand links vom Aufgange zum 
Parthenon. Als Kriegsgöttin ist sie dargestellt mit Helm, Schild und 
Speer; aber friedlich ist ihr Blick, nicht herausfordernd; kriegsgerüstet 
erscheint sie, aber nicht kriegerisch. Auch im Innern des Parthenons 
war eine Statue der Athene in gleicher Auffassung, aus Gold und Elfen- 
bein verfertigt. (Fig. 28.) 
Die Propyläen bildeten den Eingang zur Burg. Es waren präch- 
tige Säulenhallen mit einem Giebel, wie ihn die Tempel zeigen. Das 
ganze Bauwerk war aus Marmor. Das Erechtheion, benannt nach 
Erechtheus, einem der sagenhaften Stammheröen des athenischen Volkes, 
war nach der Wiederherstellung eins der schönsten Bauwerke ionischen 
Stils (Fig. 8). Athene, Poseidon und Erechtheus wurden hier verehrt. 
Bildhauerkunst. Der bedeutendste Meister der griechischen Bildhauer- 
kuust ist Phidias, der hochbefähigte Freund des Perikles. Sein Werk ist 
die große Statue der Athene (Fig. 13 u. 28), die auf der Akropolis im 
Freien stand und den Schiffern, die vom Vorgebirge Sünium auf Athen 
zusegelten, schon von ferne mit Lanze und Helmbusch sichtbar war; ferner 
verfertigte er die Bildwerke, die den Parthenon zierten. Am berühmtesten 
ist seine Statue des Zeus zu Olympia. Die riesenhafte Figur ist in 
sitzender Stellung; auf ihrer Hand steht die Siegesgöttin. Das Antlitz 
zeigt Macht und Gnade, Hoheit und Milde. Aus Gold und Edel-
	        
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