Die Gemahlinnen der sächsischen Kaiser. 25
Cluny, aufgezeichnet. Beim Tode des Kaisers zählte sie erst 42 Jahre.
Während der Minderjährigkeit ihres Enkels Otto III. führte sie in Ober-
italien und später auch in Deutschland die vormundschaftliche Regierung.
Als Otto III. die Jahre der Großjährigkeit erreicht hatte, zog sie sich
in das Kloster Selz im Elsaß zurück, wo der Tod am 16. Dezember 999
ihrem vielbewegten Leben ein Ziel setzte. Den höchsten Ruhm hat sie
durch die That der Selbstverleugnung erworben, daß sie nach dem Sturze
des Berengarschen Hauses die Töchter ihres Feindes an ihren Hof nahm,
um an ihnen Mutterstelle zu vertreten.
Kaiserin Theophano. Ottos II. Gemahlin Theophano war als
Tochter des griechischen Kaisers am Hose von Konstantinopel in weich¬
lichem Wohlleben und üppiger Pracht erzogen. Trotzdem zeigte sie, als
sie zur vormundschaftlichen Regierung für ihren Sohn berufen wurde,
die Thatkraft eines Mannes. Bald zog sie gegen die Wenden zu Felde
und ordnete die Verhältnisse in den Marken, bald saß sie in Italien
zu Gericht; keines der Rechte ihres Sohnes gab sie preis. Bischof Thiet-
mar von Merseburg, der ihr sonst nicht günstig gesinnt war, nennt sie
eine Frau von bescheidenem, doch festem Charakter; sie führte, sagt er,
was bei den Griechen selten ist, einen musterhaften Lebenswandel und
wachte mit wahrhaft männlicher Kraft über das Wohl ihres Sohnes
und ihres Reiches. Leider erfreute sich das deutsche Land nur 7 Jahre
der thatkräftigen Regierung dieser willensstarken und hochbegabten Frau.
Das Osterfest 991 feierte sie mit ihrem Sohne zu Quedlinburg. Deutsche
und auswärtige Fürsten umgaben sie in großer Zahl und brachten dem
jungen Könige reiche Geschenke dar. Dann reiste sie nach den Nieder¬
landen. Hier ereilte sie unerwartet der Tod; kaum 30 Jahre zählte sie.
Ihre Leiche wurde nach Köln gebracht und in der Kirche zum heiligen
Pantaleon zur letzten Ruhe gebettet. Was Deutschland dieser schönen
Blume des Südens dankt, wird unvergessen bleiben.
Kaiserin Kunigunde. Heinrichs II. Gemahlin war Kunigunde, eine
Prinzessin aus den luxemburgischen Landen. Sie war, wie die übrigen
Fürstinnen des ottonischen Zeitalters, eine hochgebildete Frau. Deshalb
hatte sie großen Einfluß auf den Kaiser. Sie mißbrauchte denselben
nicht; sie suchte den Kaiser nicht zu beherrschen, sondern ihm zu dienen.
Als Vermittlerin in Streitigkeiten wurde sie von geistlichen und weltlichen
Fürsten angerufen, und der Kaiser hörte gern auf ihr fürbittendes Wort.
Nach Heinrichs Tode führte sie die Reichsgeschäste mit vieler Umsicht
bis zur Wahl des neuen Kaisers weiter. Als sie in der Welt keine
Pflichten mehr zu erfüllen hatte, verzichtete sie freiwillig auf alle Ehren
und Freuden derselben und zog sich in das Kloster Kaufungen bei Kassel
zurück. Zu Bamberg liegt sie an der Seite ihres Gemahls begraben.