Full text: Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

Rückblick. — Karl IV. 
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Zu Rhens versammelten sich häufig die Fürsten des Reiches, besonders 
die rheinischen Fürsten. Unter uralten Nußbäumen stand dort ein steinerner 
Altan, von neun Säulen getragen. Erschallte hier das Hifthorn, so wurde 
es in den Ländern von vier Kurfürsten gehört; denn die Grenzen der Kur- 
fürftentümer Mainz, Trier, Köln und der Pfalzgrafschaft des Rheins stießen 
hier zusammen. Den Königsstuhl zu Rhense nannte man diese wichtige 
Stätte. 
So standen die Kurfürsten einmütig zum Kaiser. Aber bald hatte 
er es mit ihnen verdorben. Schuld daran war seine Ländersucht. Die 
Markgrafschaft Brandenburg gab er seinem Sohne, obfchon er sie dem 
Könige Johann von Böhmen vor der Schlacht bei Mühldorf für seine 
Hilfe versprochen hatte. Nach dem Tode des letzten Grafen von Holland 
belehnte er seine eigene Gemahlin, welche dessen Schwester war, mit jenen 
Ländern. Die Erbin von Kärnten und Tirol gab er seinem Sohne, dem 
Markgrafen Ludwig von Brandenburg, zur Gemahlin. Diese war aber 
bereits mit einem Sohne des Königs von Böhmen verheiratet. Der 
Kaiser erklärte diese Ehe für ungültig. Durch einen solchen Übergriff in 
das kirchliche Gebiet verfeindete er sich mit dem Papste, wie die Länder- 
sucht ihm den Unwillen der Kurfürsten zuzog. Der Papst verhängte über 
ihn den Kirchenbann, und die Kurfürsten erklärten ihn für abgesetzt und 
wählten Karl, den Sohn des Königs von Böhmen, an seine Stelle. 
Ludwigs plötzlicher Tod bewahrte Deutschland vor einem Bürgerkriege. 
Im Dome zu München liegt er begraben. 
Rückblick. 
Die Kaiser von Rudolf von Habsburg bis auf Ludwig IV. waren 
meist hervorragende Herrschernatureu. Ihre persönliche Tüchtigkeit, nicht 
die Macht ihres Hauses brachte sie auf den Thron. Bei allen Wahlen 
tritt das Bestreben der Kurfürsten deutlich zu Tage, die kaiserliche Macht 
einzuschränken und sich selbst möglichst viele Vorteile zuzuwenden. Be- 
gräflich finden wir demgegenüber das Bestreben der Kaiser, ihre ein- 
flußreiche Stellung zu benutzen, um ihre Hausmacht zu vergrößern. 
Sie wollten, gestützt auf einen ansehnlichen Länderbesitz, den Sonder- 
beftrebungen der Kurfürsten gegenüber ihrem eigenen Willen Nachdruck 
verleihen. 
(j. Kaiser aus dem Hause Lähmen-Luxemburg. 
Karl IT. 
Karl IV. war der Sohn des Königs von Böhmen und der Enkel 
des Kaisers Heinrich VII. Beim Antritt seiner Regierung stand er im 
Alter von 31 Jahren. An wissenschaftlicher Ausbildung übertraf er die 
Fürsten seiner Zeit. Er hat seine eigene Lebensbeschreibung in lateinischer
	        
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