Full text: Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

Die Kirchentrennung. 
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die kaiserliche Kanzlei bediente. Diese Sprache ist die Grundlage für die 
neuhochdeutsche Sprache geworden. 
Der Bauernkrieg. Die Lasten der Bauern waren durch die Willkür 
vieler adligen Herren zu Anfang des 16. Jahrhunderts fast bis zur 
Unerträglichst gestiegen. Sie hatten auf den Feldern derselben unent- 
geltlich eine Reihe von Arbeiten zu verrichten; ihr eigenes Land litt durch 
den Schaden, den das Wild anrichtete. Hatten sie am Gericht eine Klage, 
so verschlangen die Prozeßkosten ihre Habe; noch mehr waren sie darüber 
erbittert, daß an die Stelle des altdeutschen Rechtes das römische Gesetz- 
buch getreten war. Dazu kam die harte Behandlung seitens vieler 
Herren und Reichsfürsten und eine Menge Abgaben. Luthers Lehre 
von der evangelischen Freiheit dehnten sie aus auf die bürgerliche 
Freiheit und Gleichheit. Zur Verbesserung ihrer Lage stellten die 
Bauern in Schwaben und Franken in zwölf Artikeln ihre Forderungen 
auf und griffen zu den Waffen, um sie zu erkämpfen. In den zwölf 
Artikeln verlangten sie Ermäßigung der Abgaben, Aufhören der Leib- 
eigenschaft, das Recht der Jagd und des Fischfanges, ferner das Recht, 
sich Bau- und Brennholz nach Bedarf zu holen. Ferner sollte das alt- 
deutsche Gerichtsverfahren wieder eingeführt werden. Die Bauernheere 
zogen durch Schwaben, Franken, das Elsaß und Thüringen, sie zündeten 
die Burgen der Adligen an und plünderten Klöster und Kirchen. Götz 
von Berlichingen, der Ritter mit der eisernen Hand, wurde zum Anführer 
der Bauern gewählt. Mehr gezwungen als freiwillig nahm er das Amt 
an und suchte zu vermitteln; dafür wurde er mit Mißtrauen, fast wie 
ein Gefangener behandelt. Deshalb verließ er die Sache der Bauern. 
Das erste Auftreten der Bauernheere hatte die Fürsten überrascht 
und bestürzt. Aber auf die Dauer konnten die Bauern, denen es an 
Einigkeit und guten Anführern fehlte, den Heeren der Fürsten nicht stand- 
halten. Über 100000 Bauern verloren in den Kämpfen das Leben. 
Die Lage der übrigen wurde an vielen Orten noch drückender. Die 
Lasten wurden erhöht. Der Bauer verlor das Recht, Waffen zu tragen. 
Die Volksversammlungen und Volksgerichte hörten auf. 
Ausbreitung der neuen Lehre. Während Luther auf der Wartburg 
saß, gewann seine Lehre viele Anhänger, namentlich in Sachsen, Hessen 
und Preußen. Auf dem Reichstage zu Speier im Jahre 1529 wurde 
jede weitere Neuerung in Religionssachen bis zur Einberufung eines 
allgemeinen Konzils verboten. Die Anhänger der neuen Lehre pro- 
testierten gegen diesen Beschluß und erhielten nun den Namen Pro- 
testanten. 
Im folgenden Jahre reichten die Protestanten auf dem Reichstage 
zu Augsburg ihr Glaubensbekenntnis ein. Dieses war von Luthers
	        
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